Wegen Eigenkapital-Streit?
Die Schweizer Grossbank soll vor dem Verkauf von O’Connor an Cantor Fitzgerald stehen. Ein Rückzug aus dem US-Hedgefonds-Geschäft hätte Signalwirkung.
9. Mai 2025 • Beat Schmid

Die UBS Group steht offenbar kurz davor, sich von ihrer Hedgefonds-Einheit O’Connor zu trennen – nach mehr als 30 Jahren im Besitz der Grossbank. Wie Bloomberg berichtet, laufen derzeit Gespräche mit dem Unternehmen Cantor Fitzgerald über einen möglichen Verkauf.

Zur Diskussion steht nicht nur ein klassischer Verkauf, sondern möglicherweise auch ein Umsatzbeteiligungsmodell. Cantor Fitzgerald könnte demnach die Einheit vollständig übernehmen, während UBS im Gegenzug an künftigen Erträgen partizipieren würde. Die UBS hat bisher keine Stellung genommen.

Wie Bloomberg vermutet, könnte der mögliche Verkauf ins Bild der aktuellen Strategie der Grossbank passen – weg von kapitalintensiven und damit risikobehafteten Bereichen, hin zu stabileren, verlässlicheren Erträgen.

Hintergrund könnten sich abzeichnende, schärfere regulatorische Anforderungen sein. Geht es nach den Aufsichtsbehörden, müsste die UBS deutlich mehr Eigenkapital für ihre Tochtergesellschaften im Ausland bereitstellen.

O’Connor verwaltete per Ende 2023 Vermögenswerte inklusive Verschuldung in der Höhe von 16,5 Milliarden US-Dollar, wie aus einem Filing bei der US-Börsenaufsicht hervorgeht. Wie gross die Entlastung bei einem Verkauf von O’Connor wäre, lässt sich aufgrund der Datenlage nicht erkennen.

Hedgefonds-Pioniere

O’Connor & Associates wurde während der Pionierphase der Hedgefonds im Jahr 1977 gegründet. Die wichtigsten Köpfe waren damals der Mathematiker Michael Greenbaum sowie die Brüder Edmund und William O’Connor, die das Kapital einbrachten. Die Firma entwickelte sich schnell zu einer erfolgreichen Boutique mit Kultstatus in der Finanzwelt.

1990 übernahm der damalige Schweizerische Bankverein die Mehrheit an O’Connor. Acht Jahre später erfolgte die Fusion mit der Bankgesellschaft. Anfang der 2000er-Jahre öffnete sich O’Connor für externe Investoren und wandelte sich zu einer vollwertigen Hedgefonds-Plattform mit Strategien von Event-Driven Investing bis hin zu Private Credit.

Für Cantor Fitzgerald würde O’Connor ins Beuteschema passen. Erst im April kündigte das Unternehmen den Kauf der Market-Making-Sparte von Canaccord Genuity an. Cantor Fitzgerald verfolgt eine aggressive Expansionsstrategie.

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