Stochern im Nebel
Die Aktien starten mit einem Taucher in die Woche – und das liegt nicht nur an der Diskussion über das Eigenkapital.
10. Juni 2025 • Beat Schmid

Die Aktien der UBS haben die Gewinne vom Freitag mehr als abgegeben. Am Dienstag fielen die Titel der Grossbank um knapp 7 Prozent (sie gingen mit 26,53 aus dem Markt, was einem Minus von 4,8 Prozent entspricht).

Etliche Analysten und Brokerhäuser haben Einschätzungen zu den am Freitag veröffentlichten Eckpunkten des Bundes abgegeben. Noch scheint es unter den Marktprofis keine einheitliche Meinung darüber zu geben, wie sich die strengen Regulierungen auf die UBS und deren Aktienkurs auswirken werden.

Die Analysten der Deutschen Bank schrieben am Pfingstmontag, als die Börsen in der Schweiz bekanntlich geschlossen waren, dass die Kapitalrückflüsse der UBS an die Investoren für 2026 und darüber hinaus ungewiss blieben. Die Auguren der Citi schlagen eine andere Tonalität an und halten fest, dass die UBS in der Lage sein sollte, den zusätzlichen Kapitalbedarf zu bewältigen, ohne künftige Rückkäufe und Dividenden zu beeinträchtigen.

Auch Keefe, Bruyette & Woods sehen die Situation weniger dramatisch. Die Bank sei «gut aufgestellt», um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Zwar könne es temporär zu Einschränkungen bei Kapitalrückflüssen und Renditezielen kommen, langfristig verbessere sich jedoch die Sichtbarkeit auf das regulatorische Umfeld. Fazit: «Nicht so schlimm wie befürchtet – und langfristig sogar ein Pluspunkt.»

«Spürbar, aber beherrschbar»

Keefe, Bruyette & Woods sieht die UBS durchaus in der Lage, die im Rahmen der strengen Regulierung zusätzlich anzuschaffenden Mittel aufzubringen. Die Analysten schätzen die tatsächliche Kapitalbelastung durch die neuen Regelungen auf 10 bis 11 Milliarden US-Dollar. Das sei «spürbar, aber beherrschbar», schreiben sie.

Die Debatte ums Eigenkapital ist das eine. Ein anderer Grund, warum die UBS-Aktien unter Druck geraten, liegt im Kerngeschäft selbst. In den Fokus rücken dabei einmal mehr die sinkenden Zinsen im Schweizer Franken.

Die Debatte um das Eigenkapital ist das eine. Ein anderer Grund, warum die UBS-Aktien unter Druck geraten, liegt im Geschäft selbst. In den Fokus rücken dabei einmal mehr die sinkenden Zinsen im Schweizer Franken. Die ohnehin schon niedrigen Sätze könnten schon bald erneut sinken. Am 19. Juni wird die Schweizerische Nationalbank ihre geldpolitische Lagebeurteilung vornehmen. Der Leitzins könnte von 0,25 Prozent auf null gesenkt werden.

Das Risiko steigt, dass das Zinsengeschäft der Schweizer Banken nochmals schwieriger werden könnte, als es jetzt schon ist. Auf diesen wunden Punkt haben unter anderem auch die Analysten von Citi den Finger gelegt: «Abgesehen von der Kapitaldebatte machen wir uns Sorgen um die Ertragsdynamik der UBS, die aufgrund der anhaltenden Schwäche des Nettozinsertrags (NII) weiterhin schwächer ausfällt als bei ihren Konkurrenten», so die Analysten.

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