Von dem High Court in London läuft ein Prozess. Dabei greifen Anwälte auf Dokumente zurück, die bislang unter Verschluss waren, wie etwa die Verfügung der Finma gegen die Credit Suisse in Zusammenhang mit Greensill.
Daraus geht unter anderem hervor, dass Manager der Bank schon sehr früh versucht haben, Lex Greensill dazu zu bewegen, die Finanzierung von Sanjeev Guptas GFG Alliance zu reduzieren. Dieses Engagement führte nach dem Zusammenbruch der Greensill-Firmen zu grossen Verlusten bei den Kunden der Bank, die in sogenannten Lieferkettenfonds investiert waren.
Demnach hat die Credit Suisse bereits 2018 das private Genfer Ermittlungsunternehmen Diligence mit einem Bericht über die GFG-Gruppe beauftragt. Offenbar gab es wachsende Bedenken in Bezug auf die Liquidität des Firmengeflechts.
Der GFG-Bericht der Ermittler war laut der Finma-Verfügung gespickt mit Warnsignalen zu Guptas Unternehmensgruppe – darunter mutmassliche, nicht offengelegte Transaktionen mit nahestehenden Parteien sowie der Verdacht auf eine Beteiligung an einem sogenannten «Karussellbetrug». Dies berichtet die FT (Abo) heute, die den Prozess in London verfolgte.
Mit Blut unterschrieben
Pläne zur Reduktion des Engagements der Fonds gegenüber Guptas Firmen wurden bereits im Dezember 2018 diskutiert – also in dem Monat, in dem der Chief Compliance Officer der Bank die Erkenntnisse des Diligence-Berichts intern teilte. Lex Greensill gab in der Folge mehrfach Zusicherungen, die Risiken im Zusammenhang mit Gupta zu reduzieren. Wörtlich sagte er gegenüber der Bankführung: «Ihr habt es von mir schriftlich – mit Blut unterschrieben. Keine Ausreden. Ich verpflichte mich persönlich dazu.»
Doch laut Finma übte Greensill in Wahrheit Druck auf das Portfoliomanagement aus, um Anleihen zu kaufen, die das Exposure sogar noch erhöhten. Intern wurde die anhaltend hohe Konzentration auf GFG von mehreren Mitarbeitenden kritisiert. Ein ranghoher Manager schrieb einem Kollegen entnervt: «Warum ist GFG wieder bei 1 Milliarde!!!!!»
Die Untersuchungen sind insofern brisant, als sie zu einem Zeitpunkt erfolgten, als Iqbal Khan noch bei der Credit Suisse war und in seiner Rolle als Chef des Private Bankings auch verantwortlich für das Asset Management der Bank war. Zum damaligen Zeitpunkt war Tidjane Thiam CEO der Bank.
Monate später, im Sommer 2019, kam es dann zum berüchtigten Spy-Gate-Skandal, als herausgekommen war, dass die Bank das Detektivunternehmen Investigo angeheuert hatte, Iqbal Khan zu überwachen, nachdem dieser zur UBS wechseln wollte. Thiam trat Anfang 2020 zurück.
Eine Sprecherin der UBS, wo Khan heute Co-Chef des Globalen Wealth Managements ist, schreibt in einer Stellungnahme: «Die Angelegenheit wurde während zweier Jahre akribisch von CS-internen und externen Experten untersucht, die Finma hat ein Enforcement-Verfahren durchgeführt und abgeschlossen. Iqbal Khan ist von keinem dieser Verfahren betroffen, und keine Untersuchung hat eine Verfehlung von ihm festgestellt.»