In London wird derzeit eine Klage über 440 Millionen US-Dollar verhandelt, die von der früheren Credit Suisse eingebracht wurde und sich gegen den japanischen Finanzkonzern Softbank richtet. Im Zentrum steht der Fall Katerra – ein US-Bauunternehmen, das sich über das Vehikel von Lex Greensill finanzierte, indem es offene Rechnungen abtrat.
Die Credit Suisse konstruierte aus diesen offenen Forderungen von Katerra und weiteren Unternehmen ihre sogenannten Lieferkettenfonds, deren Anteile sie an vermögende Kunden verkaufte. Anfang 2021 kollabierten die Fonds, was der CS einen immensen Schaden zufügte.
Der Vorwurf der CS-Seite: Greensill habe auf Druck von Softbank hin seine Forderungsrechte gegenüber Katerra aufgegeben und im Gegenzug Aktien erhalten – welche wiederum an eine Softbank-Gesellschaft weitergereicht wurden. Das hatte zur Folge, dass die Credit Suisse auf wertlosen Schuldtiteln in Höhe von 440 Millionen Dollar sitzenblieb.
Eric Varvel erscheint vor Gericht
Im Verfahren vor dem Londoner High Court sollen unter anderem Lex Greensill, der Gründer von Greensill Capital, sowie Eric Varvel, früherer Chef des CS Asset Managements, als Zeugen aussagen. Aus Schweizer Optik dürfte vor allem interessant sein zu hören, was Eric Varvel zur Sache zu sagen hat.
Varvel arbeitete viele Jahre für die Credit Suisse und war unter anderem Chef des Investment Bankings. Nachdem seine Karriere einen Knick erhielt, wurde er vom damaligen neuen Leiter des CS-Private Bankings, Iqbal Khan, von New York nach Zürich zurückgeholt. Das Asset Management war zuvor ins Private Banking integriert worden. Nach dem Greensill-Skandal musste Varvel die Bank 2021 endgültig verlassen. Heute ist er bei Global Infrastructure Partners tätig, einem Unternehmen von BlackRock. Iqbal Kahn wechselte 2019 zur UBS.
«Haltlose» Vorwürfe der UBS
Sonia Tolaney, Anwältin der Klägerseite, sagte gemäss einem Reuters-Bericht vor Gericht: «Softbank war mit insgesamt rund 3,5 Milliarden Dollar sowohl bei Greensill als auch bei Katerra stark engagiert und hatte ein Interesse daran, den Wert seiner Investitionen zu schützen.»
Softbank weist die Vorwürfe entschieden zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme bezeichnete das Unternehmen die Klage als «haltlos» und als einen Versuch von Credit Suisse, beziehungsweise der heutigen UBS, «Softbank die Schuld für Verluste zuzuschieben, die sie durch eigenes Fehlverhalten und Risikofreude selbst verursacht haben». Ein Softbank-Anwalt argumentierte weiter, der Konzern habe 440 Millionen Dollar an Greensill gezahlt – mit der klaren Absprache, dass diese Mittel zur Rückzahlung der Notes an die Credit Suisse verwendet werden sollten.