Onlinebank
Ursprünglich wollte die Basellandschaftliche Kantonalbank ihre Digitalbank enger an sich binden. Nun steht Radicant zum Verkauf – offenbar auch, weil der Regulator die Integrationspläne nicht mittrug.
10. Oktober 2025 • Beat Schmid

Es ist, als wäre nichts geschehen. Die Onlinebank Radicant nimmt unvermindert neue Kundinnen und Kunden auf, baut die Funktionalität aus – und rührt weiterhin die Werbetrommel: Wer «Radicant» ins Google-Suchfenster tippt, erhält einen gesponserten Link angezeigt. Ein Klick darauf löst Kosten bei der Bank aus, die es möglicherweise schon bald nicht mehr gibt.

Denn seit Ende September ist klar, dass die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) «ihr Engagement bei Radicant beendet», wie es damals in einer Mitteilung hiess. Im Fokus stehe der Verkauf der Tochtergesellschaft. Eine mögliche Rückgabe der Banklizenz werde aber ebenfalls geprüft. Klar war: Eine Weiterführung der Onlinebank unter dem Dach der BLKB war nicht mehr vorgesehen.

Ein paar Wochen zuvor sah das noch anders aus. Nach dem schmerzhaften Abschreiber über 105 Millionen Franken verfolgte die BLKB die Idee, Radicant enger an die Gruppe zu binden, um Kosten zu sparen. Dazu wurde das Beratungsunternehmen Accenture engagiert. Es sei darum gegangen, die Strategie der Basler Kantonalbank (BKB) zu kopieren, die ihre Bank Cler ebenfalls enger an den Mutterkonzern gebunden hatte, sagt eine Quelle.

Die Bank vom anderen Halbkanton hat jüngst entschieden, die Eigenständigkeit ihrer Retailbank noch weiter einzuschränken. Im Rahmen der neuen Strategie soll die Bank Cler «im Grundsatz» dieselben Produkte und Dienstleistungen anbieten wie die Basler Kantonalbank. Damit will man Kosten senken.

Unterschiedliche Kernbankensysteme

Doch bei der BLKB zeigte sich bald, dass sich eine engere Anbindung von Radicant ans Mutterhaus aus verschiedenen Gründen nicht so einfach herstellen liess. Das lag zum einen an unterschiedlichen Kernbankensystemen – bei Radicant ist Finnova im Einsatz, bei der BLKB Avaloq. Hinzu kamen offenbar auch Bedenken der Finma. Laut einer Quelle soll man vergessen haben, die Integrationspläne frühzeitig mit dem Regulator abzusprechen. Als man merkte, dass sich die Finma kaum von den Umsetzungsideen überzeugen liesse, musste man das Projekt begraben.

Für den Betrieb einer Bank braucht es minimale Voraussetzungen: eine eigenständige Governance mit eigenem Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, mindestens eine interne Kontrollfunktion (Risiko- und Compliance-Management) sowie ein tragfähiges Geschäftsmodell und eine ausreichende Finanzierung, um eine nachhaltige Banktätigkeit sicherzustellen. Vorgaben also, die einerseits klar umrissen sind, dem Regulator aber zugleich auch viel Spielraum offenlassen.

Ein BLKB-Sprecher schreibt auf Anfrage: «Über die Zusammenarbeit der BLKB mit allfälligen Partnerfirmen machen wir generell keine Angaben.» Das Anfang Juli angekündigte Kostenreduktions- und Effizienzprogramm bei Radicant werde weitergeführt. Und zur Rolle der Finma heisst es im Statement: «Die BLKB-Gruppe (Stammhaus und Radicant) steht im ordentlichen Austausch mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht, welcher sich aus den aufsichtsrechtlichen Bestimmungen ergibt.»

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