Untersichungsbericht
Alle Augen sind auf den Untersuchungsbericht gerichtet, den die BLKB am Donnerstag vorlegt. Doch während über Aufarbeitung diskutiert wird, bleibt die eigentliche Frage im Hintergrund: Wie geht es mit Radicant weiter?
10. September 2025 • Beat Schmid

Am Donnerstag lüftet die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) den Schleier über den Untersuchungsbericht zur Onlinebank Radicant – zumindest ein Stück weit. Denn den gesamten Bericht wird es wohl nicht zu lesen geben. Somit dürften weiterhin viele Details im Dunkeln bleiben, wie es zum spektakulären Fehlkauf der Treuhandfirma Numarics kam. Die zentrale Frage: Was brachte die BLKB dazu, einer Transaktion über 60 Millionen Franken zuzustimmen, die nur wenige Monate später zu einem millionenschweren Abschreiber führte?

Und in der Folge zu einem eigentlichen Köpferollen in den Chefetagen von BLKB und Radicant. Zum ersten Mal wird Thomas Bauer an die Öffentlichkeit treten, der als Interims-Verwaltungsrat zur BLKB geholt wurde. Warum man ausgerechnet den früheren FINMA-Präsidenten ins Boot holen musste, der die Bank bis zur Wahl einer definitiven Lösung führen soll, und nicht etwa auf den hochqualifizierten früheren ZKB-Risiko-Chef XY setzte, lässt sich wohl nur verstehen, wenn man die politischen Mechanismen im Baselbiet kennt.

Die Umrisse dessen, was die BLKB-Spitze am Donnerstag präsentieren wird, sind in Auszügen bereits bekannt. Wie CH Media in Erfahrung bringen konnte, wird Öffentlichkeit allerdings lediglich die «Findings» und die «Empfehlungen» der Untersuchung zu Gesicht bekommen. Ein «Finding» wird sein, dass die Mitglieder des Bankrats «zeitlich wie inhaltlich» stärker in die Transaktion eingebunden waren, als dies im Rahmen ihrer Aufsichtsrolle üblich sei. Gleichzeitig seien die Entscheidungsgrundlagen «nicht vollständig, transparent und ausgewogen» gewesen.

Faktenlage

Die Faktenlage soll allerdings recht dünn sein, da den Gutachtern des Beratungsunternehmens GWP nur sehr wenig Zeit zur Verfügung stand und weil sie auf forensische Mittel verzichteten. Zudem waren ihnen die Dokumente der Radicant-Bank, um die es ja eigentlich geht, verwehrt.

Eine weitere Erkenntnis soll sein, dass John Häfelfinger (Bild) zumindest bei der Fusion mit Numarics «kräftig mitgemischt» habe, wie CH Media schreibt. So habe er im Vorfeld eine Dienstreise zur Numarics-Zentrale ins kosovarische Pristina unternommen. Zurück bezeichnete er deren Produkt als «spannend», von der Unternehmenskultur war er «sehr beeindruckt». Die Mitarbeitenden dürften «in kultureller Hinsicht mit der BLKB kompatibel» sein, rapportierte er dem Bankrat, wie aus dessen Protokoll hervorgeht.

Eine vollständige Aufarbeitung von Pannen, Fehlern und Versäumnissen bei Radicant wird der 40-seitige Bericht nicht liefern. Das liegt auch daran, dass der Untersuchungsauftrag relativ eng gefasst wurde – untersucht wird lediglich der Zeitraum ab September 2024. Die Transaktion wurde am 17. Oktober angekündigt und kurz vor Jahresende abgeschlossen. Allerdings begannen die Probleme bei Radicant schon deutlich früher. Deshalb könnte es durchaus dazu kommen, dass die Politik in Liestal noch eine PUK einsetzt, um die BLKB noch tiefer zu durchleuchten.

Radicant aus dem Fokus geraten

Derweil ist die Onlinebank völlig aus dem Fokus geraten. Ob und wie es weitergeht, dazu würde man ebenfalls gerne etwas erfahren. Steht die BLKB weiterhin zu ihrer Onlinebank-Tochter? Oder zieht sie einen Verkauf vor? Oder wird sie den Geldhahn zudrehen und sich wieder auf den Kernmarkt konzentrieren? Falls sich die BLKB für den Status quo entscheidet, wird sie nicht darum herumkommen, nochmals viel Geld in die Bank zu investieren, um das angeschlagene Image aufzupolieren und neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen.

Um eine Bank im Markt zu etablieren, braucht es einen langen Atem – und noch viel mehr Millionen fürs Marketing. Mit 18’000 Kundinnen und Kunden, die Radicant per Ende Juni zählte, steht man noch ganz am Anfang. Yuh kam zum gleichen Zeitpunkt bereits auf 340’000 Kundenkonten und 3,2 Milliarden Franken Kundengelder. Bei Neon waren es rund 240’000 Kunden.

MEHR ZUM THEMA


Jetzt muss Finma-Veteran Thomas Bauer bei der BLKB ran

Mit dem früheren Finma-Präsidenten setzt die Baselbieter Regierung auf einen Bankratspräsidenten, der zuletzt vor über 30 Jahren bei einer Bank gearbeitet hat.
27. August 2025

Radicant verkauft das Treuhandgeschäft in die Albanien-Community

Den Treuhandteil der im letzten Jahr übernommenen Numarics schnappt sich eine Appenzeller Treuhandgruppe mit Ableger im Kosovo.
22. August 2025

Basellandschaftliche KB ist ins Visier der Finma geraten

Die Finanzaufsicht will offenbar genau wissen, wie es zum millionenteuren Kauf der Softwarefirma Numarics und dem hohen Abschreiber kurz darauf kam.
18. August 2025

Radicant erweitert Angebot mit KMU-Treuhandlösung von Numarics - UBS wird Mitbesitzerin

Die Basellandschaftliche Kantonalbank verkauft einen Teil ihrer Sustainability-Bank an andere Investoren – unter anderem an die Schweizer Grossbank.
17. Oktober 2024