Seit Ende September ist klar: Die Online-Bank Radicant soll verkauft oder abgewickelt werden. Dies gab die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) bekannt. Die Option, die Bank als Tochtergesellschaft weiterzuführen, wurde verworfen, da die Finma entsprechende Umsetzungspläne ablehnte.
Die Suche nach einem geeigneten Käufer dürfte schwierig werden. Wie aus der Szene zu hören ist, sollen sich etliche Fintechs für einen Kauf interessieren. Wie ernsthaft ihre Interessen wirklich sind, ist schwer abzuschätzen. Einige dürften auch nur die Fühler ausstrecken, um mehr über das Geschäft zu erfahren.
Doch es gibt noch ein zweites Problem. Radicant gehört nicht vollständig der BLKB. Die Kantonalbank hat zwar eine Mehrheit. Im Rahmen des Kaufs von Numarcis im vergangenen Jahr sind jedoch auch die Venture-Capital-Investoren Founderful, FiveT, Seed X und Davidson Capital an der damals gebildeten Radicant Holding beteiligt. Und es gibt noch einen weiteren Investor: die Grossbank UBS, die über ihren Venture-Fonds UBS Next ebenfalls an Radicant beteiligt ist.
Keine Chance für Revolut
Wie Recherchen ergeben haben, haben die Investoren einen Aktionärsbindungsvertrag abgeschlossen. Dadurch kann die BLKB nicht mehr allein über die Zukunft von Radicant entscheiden. Insbesondere bei einem Verkauf kann der Aktionärsbindungsvertrag einschränkend wirken. Ein Sprecher der BLKB bestätigt die Existenz des Vertrags: «Es ist korrekt, dass ein Aktionärsbindungsvertrag besteht.» Weitere Angaben könne die BLKB nicht machen.
Konkret könnte das bedeuten, dass ein potenzieller Käufer auch der UBS genehm sein müsste. Als dominierende Bank auf dem Schweizer Markt sind deren Interessen ganz anders gelagert als die der BLKB oder der Venture-Capital-Firmen. Immer wieder wurde die britische Kreditkartenfirma Revolut als mögliche Interessentin ins Spiel gebracht – selbst wenn das Fintech Interesse an einer Schweizer Banklizenz hätte, würde die UBS wohl ihr Veto einlegen.
Lieber Totalabschreiber als Gebutshelferin
Das gilt ebenso bei einem anderen potenten Interessenten. Wie würde die UBS reagieren, wenn etwa der Rentenversicherer Swiss Life auf die Idee käme, es nochmals im Banking zu versuchen? So abwegig wäre das gar nicht, denn immerhin soll VR-Präsident Rolf Dörig Interesse daran gehabt haben, die Credit Suisse Schweiz zu übernehmen. Damit wollte der langjährige CS-Manager erreichen, dass der Schweiz eine zweite Grossbank erhalten bleibt, wie die «Handelszeitung» (Abo) ein Jahr nach dem Megamerger schrieb.
Die Frage ist vielmehr, bei welchem Käufer die UBS ihr Veto nicht einlegen würde. Wahrscheinlich kämen nur ganz wenige Namen infrage, wenn überhaupt. Der Bank könnte ein Totalabschreiber lieber sein, als Geburtshelferin eines neuen Konkurrenten im Schweizer Retailbankgeschäft zu werden. Eine Anfrage zu ihrer Beteiligung an Radicant liess die UBS unbeantwortet.