Er kam mit Tidjane Thiam vom englischen Versicherer Prudential nach Zürich: Peter Goerke, der bei der Grossbank als Chef der sogenannten Corporate Functions in die Konzernleitung einzog. Richtig bekannt wurde Goerke allerdings erst nach seinem Ausstieg bei der CS im Jahr 2020. Im Rahmen der Aufarbeitung des sogenannten Spy-Gate-Skandals wurde öffentlich, dass auch er eines der Beschattungsopfer war.
Seit kurzem nun sitzt er im Verwaltungsrat von Descartes Finance, dem Fintech von Adriano Lucatelli, das digitale Vermögensverwaltung für Privatkunden und Technologielösungen für andere Finanzfirmen anbietet. «Wir kennen uns schon viele Jahre», sagt Gründer und CEO Adriano Lucatelli zum prominenten Zugang.
So war es Goerke, damals noch als Partner von Egon Zehnder, der den Banker von der Credit Suisse zur UBS lotste, wo er unter anderem Chef der Marktregion Tessin wurde. «Wir sind immer in Kontakt geblieben und als sich unsere Wege vor einem Jahr wieder gekreuzt haben, wurden wir uns schnell einig.» Goerke gilt als ausgewiesener Experte in Versicherung und Banking, mit besonderer Kompetenz im Human Capital Management, heisst es auf der Website von Descartes.
Neon der Hypi ausgespannt
Beim Fintech von Lucatelli läuft es derzeit rund. Vor Kurzem gewann das Unternehmen die Neobank Neon als Kundin. Descartes macht eigenes Direktgeschäft, bietet aber als sogenannter B2B2C-Provider auch Vorsorgelösungen für Dritte an. Neon ist der vierte Anbieter nach Yuh, der Glarner KB und Avenirplus, der «Vorsorge as a Service» im Bereich der Säule 3a von Descartes bezieht.
Insgesamt kommt das Fintech damit auf rund 700’000 meist junge und tech-affine Kundinnen und Kunden. Neon hat schätzungsweise 250’000 Kundinnen und Kunden, bei Yuh sind es 400’000 bis 450’000. Die Wholesale-Kundinnen und -Kunden von Descartes können für ihre Endkunden eigene 3a-Portfolios erstellen. Bei Neon etwa sind es deren fünf – von defensiv bis offensiv.
Dass Neon Descartes gewählt hat, ist insofern bemerkenswert, als sie mit ihrer Säule 3a gewissermassen fremdgeht. Der Haupttechnikanbieter von Neon ist bekanntlich die Hypothekarbank Lenzburg, von der sie die Banklösung als Service bezieht. Die Hypi bietet mit Liberty aber auch eine eigene 3a-Lösung an.

