Die Julius Bär hat ihren CEO Stefan Bollinger mit kritischem Feedback aus einer internen Mitarbeitendenbefragung konfrontiert. Der Verwaltungsrat wollte von Bollinger detailliert wissen, weshalb die Stimmung im Unternehmen deutlich gesunken sei – und welche Massnahmen er plane, um die Werte wieder ins Lot zu bringen.
Wie Bloomberg berichtet, soll Bollinger an einer Verwaltungsratssitzung im Oktober zu den Resultaten der Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage befragt worden sein. Die Zufriedenheitswerte seien im März dieses Jahres gesunken und verharrten dann über den Sommer auf tiefem Niveau. Chairman Noel Quinn soll eine Erklärung verlangt und konkrete Schritte gefordert haben, um die Stimmung unter den Beschäftigten zu verbessern.
Aus heiterem Himmel fallen die Ergebnisse nicht. Die Bank hat im Frühling im Rahmen eines Sparprogramms den Abbau von 400 Stellen angekündigt; gleichzeitig schraubte das Management an den Vergütungssystemen für erfahrene Relationship Manager. Bei Julius Bär ist die Aufbruchsstimmung verflogen, schrieb tippinpoint Anfang September. Auf die Stimmung drückt zudem, dass es der Bank unter der neuen Führung bisher nicht gelungen ist, die Altlasten der Benko-Affäre abzuschütteln und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Wie ein dickes Nebeltuch lastet weiterhin Ungewissheit über dem Kreditbuch der Bank. Erst letzte Woche informierte Bär über ein neues Kreditloch.
«Voll und ganz»
Ein Sprecher der Bank erklärte, der Verwaltungsrat stehe «voll und ganz» hinter der Strategie und den raschen Massnahmen zur Bereinigung von Altlasten, einschliesslich der Wiederherstellung einer positiven operativen Hebelwirkung. Julius Bär bleibe entschlossen, der bevorzugte Arbeitgeber im Wealth Management zu sein.
Stefan Bollinger ist seit Anfang Jahr im Amt. Er folgte auf Nic Dreckmann, der das Unternehmen nach dem Abgang von Philipp Rickenbacher fast ein Jahr lang interimistisch leitete. Der HSBC-Veteran Noel Quinn ist seit Mai Verwaltungsratspräsident von Julius Bär. Er löste Romeo Lacher ab, der als Mitglied des Risikoausschusses in der Benko-Affäre eine eher unglückliche Rolle spielte.

