Elizabeth Warren hat Colm Kelleher einen Brief geschrieben. Darin fordert die einflussreiche Politikerin den UBS-Präsidenten auf, Details zu den Gesprächen mit dem US-Finanzminister Scott Bessent über einen möglichen Umzug des UBS-Hauptsitzes in die USA offenzulegen.
Demnach verlangt Warren eine detaillierte Übersicht über sämtliche Kontakte zu Bessent und weiteren Regierungsvertretern – inklusive allfälliger Zusagen oder Vorteile, die der Bank im Zusammenhang mit einem möglichen Umzug angeboten worden sein könnten. Dass eine global systemrelevante Bank nach einem neuen Heimatmarkt sucht, um strengere Kapitalanforderungen zu umgehen, bezeichnet sie als «zutiefst besorgniserregend».
Warren weist in ihrem Schreiben auf erhebliche Risiken für die US-Steuerzahler hin. Sie spricht von einem regulatorischen und «operativen Ballast», der aus der Übernahme der Credit Suisse resultiert. «Wenn UBS ihren Sitz in die Vereinigten Staaten verlegen würde, wäre sie die sechstgrösste Bank des Landes, was die amerikanische Wirtschaft, das Finanzsystem und die Steuerzahler einem noch grösseren Risiko aussetzen würde, sollte UBS insolvent werden», schrieb Warren in ihrem Brief an Kelleher.
Streitbare Konsumentenschützerin
Nach zwei Staatsrettungen von Schweizer Grossbanken in den letzten 16 Jahren erscheint dies als nachvollziehbare Position für die prominente linke Politikerin, die sich als Konsumentenschützerin und Kämpferin für die US-Mittelklasse versteht, wie sie auf ihrer Website schreibt.
Dieses Jahr erschienen wiederholt Berichte, wonach Kelleher und Bessent vertraulich über ein mögliches Umzugsszenario gesprochen haben sollen. Am 17. November titelte die Financial Times: «UBS chair Colm Kelleher and US Treasury secretary Scott Bessent have privately discussed moving the bank's headquarters to the US». Die Trump-Regierung soll Interesse gezeigt haben, die Schweizer Grossbank in die USA zu holen und dabei Entgegenkommen bei der Regulierung signalisiert haben.
Auch Bessent erhielt Brief
Die mächtige Senatorin aus Massachusetts hat auch Bessent angeschrieben. Darin soll sie ihn aufgefordert haben, sämtliche Gespräche mit Kelleher offenzulegen. Zudem betont sie, die USA dürften nicht zum Ausweichstandort für Banken werden, die versuchen, verschärfte Vorgaben zu umgehen.
UBS hat das Treffen zwischen Bessent und Kelleher bislang offiziell nie bestätigt. Nach Erscheinen der FT-Story und dem anschliessenden Medienwirbel ging Konzernchef Sergio Ermotti wenige Tage später in die Offensive und sagte an einem Branchenevent: «UBS als Schweizer Bank ist das beste Ergebnis – daran arbeiten mein Präsident und ich. Der Rest ist Bullshit.»
Von ähnlichen Vorstössen aus dem Schweizer Politestablishement, mehr über die klandestine transatlantische Grossbankendiplomatie zu erfahren, ist bisher nichts bekannt.

