Die Schweizerische Nationalbank war noch nie so stark im US-Aktienmarkt investiert wie im ersten Quartal 2022. Insgesamt beträgt das Portfolio 177 Milliarden Dollar. Die Zunahme hat vor allem damit zu tun, dass die Bank verstärkt im Dollar intervenieren musste. Wenn der Franken aus Sicht der Schweizer Währungshüter zu stark gegenüber einer Währung wird, kauft sie Anleihen oder Aktien in dieser Währung, um den Franken zu schwächen.
Die Zahlen sind massiv: Total kaufte die Notenbank fast 200 Millionen neue US-Aktien zu, wie das jüngste Reporting zeigt. Politisch brisant ist: Die grössten Zukäufe tätigte die SNB bei den zwei schwergewichtigen US-Ölkonzernen Exxon Mobile und Chevron. Sie steigerte ihre Anteile um 50 Prozent. Per Ende März besitzt die SNB Aktien im Wert von 1,5 Milliarden beziehungsweise 1,4 Milliarden Dollar der beiden Ölkonzerne.
US-Ölaktien auf Rang 12 und 13
Exxon Mobile und Chevron liegen nun auf Platz 12 und 13 der grössten Aktienpositionen. Die Notenbank sagt, dass sie ihre Devisenreserven strikt nach passiven Kriterien anlegen würde. Das bedeutet: Wenn ein Unternehmen ein grösseres Gewicht im Aktienmix erhält, erhöht die SNB entsprechend die Position und baut bei jenen Firmen ab, die an Gewicht verlieren. Da die Ölaktien zu den grossen Profiteuren des Ukraine-Kriegs gehören, kaufte die Nationalbank entsprechend zu. Beide Titel legten im ersten Quartal an der Börse um 35 Prozent zu.
Auf den vorderen Positionen änderte sich wenig. Nach wie vor auf Platz eins liegt der iPhone-Konzern Apple. Die SNB besitzt per Ende März Aktien im Wert von 12,4 Milliarden Dollar. Auf den weiteren Rängen liegen Microsoft, Google, Amazon und Tesla. Eine Verliererin ist der Facebook-Konzern Meta. Die Position der SNB beträgt noch 2,3 Milliarden Dollar, vor einem Jahr lagt dieser Wert noch bei 3 Milliarden.
Mit einem Anteil von fast 3 Milliarden Dollar Exxon Mobile und Chevron dürfte das Engagement der Nationalbank im fossilen Energiesektor einen neuen Rekordwert erreichen. Das wiederum dürfte den Druck auf die SNB-Führung um Präsident Thomas Jordan erhöhen, aus dem Sektor auszusteigen. Organisationen wie die Klima-Allianz werfen der Nationalbank vor, "für die durch die globale Erderwärmung verursachten Schäden" verantwortlich zu sein. Vertreter der Nationalbank wiederum wiederholen gebetsmühlenartig, dass die Hauptaufgabe der Nationalbank darin bestehe, die Preisstabilität zu garantieren. Die Klimapolitik gehöre nicht dazu.