Banken ohne Bargeld
Banken stellen klassische Bargeldgeschäfte am Schalter ein. Dagegen steigt die Nutzung von digitalen Bezahllösungen stark an.
19. August 2025 • Beat Schmid

Die Nationalbank hat letzte Woche Entwürfe für eine neue Banknotenserie vorgestellt. Sie sind bunt, schräg und tierisch – sogar ein Brontosaurus ziert eine der Noten. Doch wie die Saurier, die vor Millionen Jahren ausgestorben sind, droht auch das Bargeld zum Fossil zu werden.

Gemäss einer Umfrage von CH Media (Abo) bieten viele Schweizer Finanzinstitute am Schalter keine Bargeldgeschäfte mehr an. So betreibt die Berner Kantonalbank keine «klassischen Bargeldschalter» mehr. Dasselbe bei der Postfinance: In ihren 35 eigenen Filialen kann die Kundschaft kein Geld mehr am Schalter abheben. Auch die Zürcher Kantonalbank hat sich den «verändernden Erwartungen» angepasst und setzt auf Digitalisierung. Nur noch im «Notfall» würde das Personal in allen 51 Filialen weiterhin Bargeld aushändigen.

Immerhin: Die UBS bietet noch bei «etwas mehr der Hälfte» der 190 Standorte den Bargeldbezug am Schalter an. Bei der Raiffeisen-Gruppe mit ihren 774 Filialen ist es ein Drittel. Die Genossenschaftsbanken setzen schon länger auf ein Beratungskonzept in den Filialen. Raiffeisen begründet dies mit einem dramatischen Rückgang bei den Schaltergeschäften. Noch 2014 besuchten 46 Prozent der Raiffeisen-Kunden eine Schalterhalle, etwa um Geld abzuheben oder zu überweisen. Letztes Jahr waren es noch gerade einmal 15 Prozent.

Ein Drittel der Bankfilialen verschwunden

In der Schweiz gab es per Ende 2024 noch 2476 Bankfilialen – und damit rund einen Drittel weniger als 2005, wie die aktuellsten Nationalbank- und Swiss-Money-Map-Zahlen zeigen. Doch die Zahl dürfte nochmals deutlich abnehmen.

Die Pandemie hat das Zahlungsverhalten stark verändert. Innert kürzester Zeit stellten viele Menschen von bar auf bargeldlos um. Seither hat auch die Zahl der Bancomaten in der Schweiz klar abgenommen: von deutlich über 7000 auf noch gut 6000 – und das bei steigender Bevölkerungszahl.

Sechs Millionen Twint-Nutzer

Gleichzeitig steigt die Nutzung von digitalen Bezahllösungen stark an. Twint wird immer häufiger eingesetzt, um mit dem Smartphone an der Kasse einzukaufen oder Freunden Beträge zu überweisen. Zur Jahresmitte zählt die Bezahl-App bereits mehr als sechs Millionen Nutzerinnen und Nutzer in der Schweiz, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Am häufigsten wird an der Ladenkasse «getwintet», aber auch der Kauf von ÖV-Tickets oder das Bezahlen der Parkgebühr über die Bezahl-App sind beliebt. Mittlerweile wird Twint von rund 81 Prozent der stationären Geschäfte und 84 Prozent der Online-Shops in der Schweiz als Zahlungsmittel akzeptiert, teilte der Zahlungsdienstleister mit.

Drei Viertel der Transaktionen hätten «kommerziellen Hintergrund», so Twint. Bei vielen kleineren Laden und Kiosken sitzt der Frust über die horrenden Gebühren allerdings tief. Bei einer von vier Transaktionen handle es sich um eine Überweisung zwischen Privatpersonen. Die im September 2016 gegründete Twint AG gehört der Banque Cantonale Vaudoise, Postfinance, Raiffeisen, UBS, Zürcher Kantonalbank sowie der Börsenbetreiberin SIX und dem Zahlungsabwickler Worldline.

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