Knall bei EFG International
Die Finanzmarktaufsicht hat keine Bedenken, wenn der Ex-Bär-CEO sich an EFG beteiligt und in den Verwaltungsrat einzieht.
21. Juli 2022 • Beat Schmid
Es sei keine einfache Entscheidung gewesen, sagt Peter Fanconi zu seinem Rücktritt als Verwaltungsratspräsident von EFG International. Doch damit musste gerechnet werden. Ende April wurde bekannt, dass Boris Collardi sich mit 3,6 Prozent an der Privatbank beteiligen und als neues nicht unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats vorgeschlagen wird.
Jetzt, fast drei Monate später sind die Verhältnisse klar. Fanconi nimmt den Hut. Und Collardi wird Anfang Oktober an einer ausserordentlichen Generalversammlung in den Verwaltungsrat gewählt. Die Finma hat somit ihren Segen zum Wiedereinstieg von Boris Collardi gegeben. Auch das war zu erwarten, wie Tippinpoint anlässlich seiner Nominierung schrieb. Die Finma werde die Kandidatur von Collardi durchwinken und ihn für “fit and proper” für das Amt erklären.
Die Finma stellt ihm den Gewährsbrief aus, obschon er in Zusammenhang mit Geldwäscherei eine Rüge kassiert hat. Unter seiner Führung bei Julius Bär kam es zu spektakulären Fällen um den venezolanischen Erdölkonzern PDVSA und den Fussballverband Fifa. Boris Collardi und weitere Personen wurden gerügt. Auch Julius Bär kam nicht ungeschoren davon. "Ich akzeptiere die auf dieser Grundlage ausgesprochene Rüge”, sagte Collardi damals kleinlaut. Das war Anfang 2021.
Collardi wird die Gewichte verschieben
Als einfaches VR-Mitglied wird der 47-Jährige dennoch der Bank den Stempel aufdrücken. Mit seiner Erfahrung und als substanzieller Minderheitsaktionär wird er die Gewichte verschieben. Das ist auch das Ziel von Hauptaktionär Spiros J. Latsis, der mehr als 40 Prozent an der Bank hält. Collardi soll die Bank auf Wachstumskurs setzen und nach geeigneten Übernahmekandidaten Ausschau halten. Ein wenig Schub wird der Bank nicht schlecht tun. In den letzten zehn Jahren kam der Aktienkurs der Bank nicht vom Fleck. Den 76-jährigen Hauptaktionär kümmerte das scheinbar nicht gross. Doch die nachrückende Latsis-Generation sieht das möglicherweise anders. Boris Collardi wird das Verwaltungsratspräsidium nach dem Rücktritt von Fanconi nicht übernehmen. Neu als Präsident zur EFG stösst Alexander Classen, der seit 2018 Länderchef von HSBC Schweiz ist. Für dieses Amt hätte Collardi von der Finma wohl kein grünes Licht erhalten.
Gewinnrückgang im ersten Halbjahr
Im ersten Halbjahr musste EFG International einen Rückgang des Gewinns um 5,8 Prozent auf 100,3 Millionen Franken hinnehmen. Die verwalteten Vermögen schrumpften auf 155 Milliarden Franken, von 172 Milliarden Ende 2021. Net New Assets beliefen sich auf 1,7 Milliarden Franken, was einem annualisierten Wachstum von 2 Prozent entspricht.
Im ersten Halbjahr musste EFG International einen Rückgang des Gewinns um 5,8 Prozent auf 100,3 Millionen Franken hinnehmen. Die verwalteten Vermögen schrumpften auf 155 Milliarden Franken, von 172 Milliarden Ende 2021. Net New Assets beliefen sich auf 1,7 Milliarden Franken, was einem annualisierten Wachstum von 2 Prozent entspricht.
Boris Collardi kämpft mit den Folgen der Finma-Rüge
Der gestrauchelte Privatbankier wolle gar nicht Präsident von EFG International werden, heisst es aus seinem Umfeld. Richtig ist auch: Er dürfte es gar nicht.
17. Mai 2022