Die Grossbank gab am 27. Oktober ihre neue Strategie bekannt, die eine Fokussierung auf das Vermögensverwaltungsgeschäft und den Schweizer Heimmarkt beinhaltet. Doch wichtige Angaben zur ebenfalls angekündigten Verkleinerung beziehungsweise Abspaltung der Investmentbank lässt die Grossbank bis heute vermissen. Details zum Verkauf des Verbriefungsgeschäfts, die Schaffung und Herauslösung der CS First Boston – hier herrscht Stochern im Nebel.
Wie gross wird die Kundenfluktuation sein?
Sorgen bereiten auch die sich häufenden Meldungen über Kündigungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Abgänge gibt es nicht nur im Investmentbanking, sondern auch im Wealth Management, also im künftigen Kerngeschäft der Credit Suisse. In normalen Zeiten müsste man sich über diese Entwicklung nicht allzu grosse Sogen machen. Oftmals gelingt es den abtrünnigen Bankern nämlich nicht, viele Kunden an den neuen Ort “mitzunehmen”. Die sogenannte Client Attrition Rate, also die Kundenfluktuationsrate, beträgt im Normalfall vielleicht 10 Prozent. In der aktuell schwierigen Lage, in der sich die CS befindet, könnte die Client Attrition viel höher ausfallen. Die Bank hat in den ersten sechs Wochen des vierten Quartals über 80 Milliarden Franken Kundengelder verloren. Die Bankchefs sagen, der Aderlass habe gestoppt werden können. Wie es effektiv aussieht, wird man spätestens Anfang Februar mit der Publikation der Jahreszahlen erfahren. Coombs von Citigroup erwartet, dass die Credit Suisse im Jahr 2023 aufgrund von Restrukturierungskosten “einen hohen Verlust” schreiben wird, bevor sie im Jahr 2024 wieder die Gewinnschwelle erreicht. Er setzt ein Kursziel von 3.89 Franken für die Aktie. Er gibt eine Buy/High-Risk-Empfehlung ab.Ebenfalls eine Wiederaufnahme der Abdeckung meldete die Royal Bank of Canada (RBC). Bankenanalystin Anke Reingen begrüsst zwar das “entschiedene Handeln” der CS-Führung und sie “honoriere” auch die Bemühungen in Richtung Kostenkontrolle. Damit tönt sie leicht optimistischer als ihr Kollege von der Citigroup. Dennoch sieht sie kaum Spielraum für den Aktienkurs. Sie macht das Kursziel bei 3.50 Franken fest.