Schweizer Privatbanken drängen auf den deutschen Wealth-Markt. Sie beantragen bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin einen vereinfachten Markteintritt. Neu ist unter anderem, dass die Genfer Privatbank Lombard Odier eine entsprechende Lizenz in Deutschland anstrebt, schreibt das Handelsblatt ( Abo). Mit ihrem institutionellen Geschäft ist Lombard bereits in Deutschland aktiv.
Die Bank und die Bafin wollten sich auf Anfrage nicht zu laufenden Verfahren gegenüber der Zeitung äussern. Bereits im Januar hatte die Finanzaufsicht der Zürcher Kantonalbank (ZKB) eine solche sogenannte vereinfachte Erlaubnis erteilt. Dieser Schritt habe andere Schweizer Institute ermutigt, eigene Anträge voranzutreiben, das Blatt.
Die vereinfachte Erlaubnis ist eine in Europa einmalige Sonderregelung, die es Schweizer Banken erlaubt, in Deutschland um Kunden zu werben, ohne dort eine Niederlassung zu betreiben. Normalerweise dürfen Banken aus Nicht-EU-Ländern ohne Niederlassung in Deutschland nicht direkt um Kunden werben. Stattdessen müssen sie beispielsweise Kooperationen mit deutschen Banken suchen. Solche Partnerbanken werden im deutschen Fachjargon «Anbahnungsinstitute» genannt.
Sonderregel von Wolfgang Schäuble
Die Zürcher Privatbank Maerki Baumann war eine der ersten Schweizer Banken, die nach Einführung der vereinfachten Freistellung 2014 ins grenzüberschreitende Deutschlandgeschäft eingestiegen ist. Die Sonderregelung, die auf den früheren Finanzminister Wolfgang Schäuble zurückgeht, ist unter Druck. Die EU könnte Deutschland auf eine Vereinheitlichung drängen.
Einige Schweizer Banken sind mit eigenen Niederlassungen in Deutschland präsent. Zu den grössten gehören UBS und Julius Bär, die laut Euromoney-Ranking zusammen mit der Deutschen Bank Marktführer im Private Banking sind. Neu auf dem deutschen Markt mischt auch die Liechtensteiner LGT mit, die nach Hamburg, Düsseldorf und Köln nun auch Frankfurt und München im Visier hat.
Angesichts der Krise in Deutschland mag die Offensive der Schweizer Banken überraschen. Aber nur auf den ersten Blick. LGT-Manager Florian Dürselen sagte dem Handelsblatt: «Viele Unternehmer denken im aktuellen Umfeld über den Verkauf ihres Unternehmens nach oder haben dies bereits getan. Diese Desinvestitionen bringen neues Geld in den deutschen Private-Banking-Markt.»
Fälle wie der der Unternehmerfamilie Viessmann, die ihren Traditionskonzern an einen US-Konkurrenten verkaufte, häuften sich. «Die Transaktionen nehmen zu», sagt Dürselen.