Neuer SNB-Spitzenmann
Die Würfel sind gefallen: Die SNB holt den Westschweizer Antoine Martin ins Direktorium. Er kommt von der Federal Reserve Bank of New York. Fun Fact: Vor Jahren schrieb er mit Finma-Präsidentin Marlene Amstad geldpolitische Artikel.
22. September 2023 • red.

Der Bundesrat hat heute Antoine Martin zum neuen Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank ernannt, wie der Bundesrat und die Nationalbank mitteilen. Antoine Martin übernimmt seine neue Funktion und die Leitung des sogenannten dritten Departements der Nationalbank auf den auf Anfang Jahr. Mit seiner Wahl wird das Top-Gremium der Notenbank wieder zum reinen Männerclub.

Antoine Martin ersetzt im Direktorium Andréa Maechler, die auf Ende Juni 2023 die Nationalbank verliess, um die Funktion des Deputy General Manager bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zu übernehmen. Das dritte Departement umfasst die Bereiche Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, Operatives Bankgeschäft und Informatik sowie die Niederlassung Singapur. Bis zu Martins Antritt wird es vom Stellvertretenden Direktoriumsmitglied Thomas Moser geführt.

Antoine Martin besuchte die Schulen im Kanton Waadt. Er schloss sein Ökonomie-Studium an der Universität Lausanne ab und machte den Doktor an der Universität von Minnesota. Das neue Direktoriumsmitglied arbeitet sei über 20 Jahren bei der der amerikanischen Notenbank. Zunächst bei der Federal Reserve Bank of Kansas City und ab 2005 bei der Fed in New York. Dort war er gemäss Mitteilung unter anderem in den Bereichen «Research and Statistics Group» und «Money and Payments Studies Function» tätig. Seit 2016 ist er «Financial Research Advisor on Financial Stability Policy Research».

Antoine Martin verfüge über eine «breite, praktische Erfahrung in geld- und währungspolitischen Fragen». In einer Geschäftsbank hat der Ökonom den Informationen zufolge nie gearbeitet. Mit der Wahl von Martin geht ein äusserst langwieriger Suchprozess zu Ende.

Kontakte zu Marlene Amstad

Obwohl er seit vielen Jahren an der amerikanischen Ostküste lebt, pflegt er Kontakte in die Schweiz. So kennt er beispielsweise die Präsidentin der Finma, Marlene Amstad. Mit ihr verfasste er 2011 ein Papier über die verschiedenen Wege zur Umsetzung der Geldpolitik. Die Arbeit ist bei Fed erschienen und trägt den Titel «Monetary Policy Implementation: Common Goals but Different Practices».

Darin heisst es: «In dieser Ausgabe von Current Issues untersuchen wir, wie vier Zentralbanken – die Federal Reserve, die Europäische Zentralbank, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank – bei der Festlegung eines Zielzinssatzes oder ‘operationellen Ziels’, einem zentralen Merkmal der traditionellen Geldpolitik, vorgehen.»

Erfolglose Bewerbung

Wie einem Porträt in «Le Temps» zu entnehmen ist, hat sich Martin bereits im Jahr 2000 bei der SNB beworben. Damals ohne Erfolg. Dann zog es ihn in die USA, nach Kansas. In New York beschäftigt die Fed 2700 Mitarbeitende – deutlich mehr als die Nationalbank.

Auf die Frage des Westschweizer Journalisten, ob er sich eine erneute Bewerbung bei der Nationalbank vorstellen könne, antwortet Martin: «Sich bei der SNB bewerben? Nichts ist unmöglich, es kommt auf die Möglichkeiten an. Es gibt Positionen, auf die ich auf jeden Fall zurückkommen würde.» Ein Sitz im Direktorium ist sicherlich keine schlechte Position.

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