Seit April baut die schwedische Cevian-Gruppe ihre Beteiligung an der UBS aus. Gestern gab sie bekannt, dass sie rund 1,3 Prozent an der Grossbank hält. Für die UBS ist der Aktivist damit ein kleiner Aktionär, für Cevian ist die Beteiligung jedoch bedeutend. Sie entspricht 10 Prozent des Fondsvermögens.
Dennoch könnte Cevian Capital für die UBS zu einem unbequemen Aktionär werden, wenn sie die hochgesteckten Ziele nicht erreicht. Cevian-Chef Lars Förberg attestierte der UBS einen «exzellenten Job» bei der Integration der Credit Suisse. Er glaubt, dass die Bank in zwei bis drei Jahren die aktuelle Bewertung von Morgan Stanley erreichen kann, was einer Verdoppelung des Aktienkurses von derzeit 25 auf 50 Franken entsprechen würde.
Allerdings, ein Spaziergang wird das nicht. Erstens steht die UBS mit der Integration der Credit Suisse streng genommen erst am Anfang. Die schwierigsten Etappen stehen noch vor ihr. Die Integration könnte länger dauern und teurer werden. Unwägbarkeiten gibt es auch im Heimmarkt, dem mit Abstand profitabelsten Geschäft. Völlig offen ist, welche Auflagen die Finma, die an die Stelle der Wettbewerbskommission getreten ist, der Grossbank machen wird. Unklar sind auch die Folgen der Too-big-to-fail-Regulierung, die derzeit auf dem Prüfstand steht.
Das grösste Fragezeichen muss aber hinter das Kerngeschäft der UBS, die globale Vermögensverwaltung, gesetzt werden. Lars Förberg bezeichnete die UBS als den grössten wirklich globalen Vermögensverwalter für Reiche. Morgan Stanley verwaltet zwar mehr Geld, aber die Vermögen sind stark auf die USA konzentriert. Mit seiner Einschätzung hat der Cevian-Chef zweifellos recht, aber es stellt sich die Frage, ob Wealth Management auch in Zukunft eine erfolgsversprechende Strategie für Banken ist.
Nach der Finanzkrise haben niedrige Zinsen und die Geldschwemme der Notenbanken zu einer massiven Aufblähung der Vermögen geführt. Was, wenn diese Zeiten endgültig vorbei sind? Wenn nicht mehr in rasantem Tempo neue Milliardäre entstehen, die ihre Vermögen der UBS anvertrauen?
Eigentlich ist eher unwahrscheinlich, dass das nächste Jahrzehnt genauso aussehen wird wie das letzte. Vielleicht werden die Märkte in den kommenden Jahren viel volatiler sein, die Zinsen noch länger hoch bleiben und die politischen Spannungen anhalten. Möglicherweise entsteht ein Umfeld, in dem tradingorientierte Banken und Hedgefonds gute Geschäfte machen werden. «Asset-Gatherer» wie die UBS könnten dagegen das Nachsehen haben.
Bye, bye Swiss Exchange
Läuft alles nach Plan, rechnet die UBS bis Ende 2026 mit einer Eigenkapitalrendite von rund 15 Prozent. Cevian Capital glaubt, dass eine Rendite von über 20 Prozent drinliegen müsste. Ist dieses Ziel realistisch? Vor der Übernahme der Credit Suisse prognostizierten Analysten für 2025 eine Eigenkapitalrendite von 17 Prozent und für 2026 von 15 Prozent. Heute liegen die Prognosen bei 10 und 12 Prozent für 2025 und 2026.
Die UBS-Aktie weist ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,11 auf. Bei Morgan Stanley liegt dieser Wert bei 2,1. UBS mag Wertsteigerungspotenzial haben. Aber vielleicht nicht gerade 100 Prozent.
Um das Ziel dennoch zu erreichen, könnte die UBS tief in die Trickkiste greifen. Wie Bloomberg schreibt, könnte die Grossbank ihre Börsenkotierung von Zürich nach New York verlegen. Die Agentur verweist darauf, dass Cevian beim irischen Baustoffkonzern CRH durch eine Verlegung des Listings einen Kursgewinn von 20 Prozent erzielt habe. Im Moment hält Förberg die Schweizer Kotierung der UBS für «angemessen».
Cevian Capital verwaltet nach eigenen Angaben 14 Milliarden Dollar. Zu den wichtigsten Beteiligungen gehören ABB, CRH, Nordea und Rexel. Lars Förberg sitzt unter anderem im Verwaltungsrat von ABB.