Private Banking
Die Zürcher Privatbank will ihr Bonusmodell wieder stärker an den Neugeldzuflüssen der Kundenberaterinnen und -berater ausrichten. Das bedeutet eine Abkehr vom bisherigen Entschädigungssystem.
5. März 2024 • Beat Schmid

Der interimistische CEO Nic Dreckmann sucht nach Wegen, um wieder mehr Neugeld in die Bank zu holen. Dazu erwägt er eine Anpassung des Bonusmodells. Dieses soll sich wieder stärker daran orientieren, wie viel Neugeld die Kundenberaterinnen und -berater der Bank zuführen.

Dabei geht es nicht um eine grundlegende Überarbeitung des bestehenden Systems handelt, sondern um eine Änderung des Bestehenden, indem die Provisionen für die Bankerinnen und Banker erhöht werden sollen. Dies bestätigen Quellen mit Kenntnissen der Anpassungen. Zuerst berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Veränderung des Modells.

Die Anpassung des Anreizmodells bedeutet eine Abkehr vom Kurs des abrupt zurückgetretenen CEO Philipp Rickenbacher. Dieser hatte nach den diversen Geldwäscherei-Skandalen die langfristige Profitabilität in den Vordergrund gestellt und sich von der reinen Neugeld-Fokussierung verabschiedet.

Die Bank Julius Bär schlitterte Ende 2023 in die Krise, als bekannt wurde, dass sie dem österreichischen Immobilienfinancier René Benko Kredite in Höhe von über 600 Millionen gewährt hatte. Nach anfänglichem Zögern schrieb die Bank die gesamte Benko-Position ab und kündigte an, das Geschäft mit strukturierten Krediten zurückzufahren. Gilles Stuck, der Kopf hinter diesen Spezialkrediten, hat die Bank inzwischen verlassen.

Erste Handschrift des neuen Chefs

Anfang Februar übernahm Nic Dreckmann interimistisch den CEO-Posten von Philipp Rickenbacher. Die Anpassung des Bonusmodells ist eine erste Duftmarke des Übergangschefs. Die Bank hat angekündigt, einen neuen CEO ausserhalb der Bank zu suchen. Verschiedene Namen kursieren bereits.

Julius Bär hat im zweiten Halbjahr weniger Neugeld angezogen als in den ersten sechs Monaten. Lag die Wachstumsrate per Ende Juni noch bei 4 Prozent, schrumpfte sie im Gesamtjahr auf 2,9 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Kosten. Selbst unter Ausklammerung der Benko-Abschreibung erhöhte sich die Cost-Income-Ratio im zweiten Halbjahr von 65 auf 69,1 Prozent.

Mit den Änderungen am Bonusmodell dürften die Kosten im Verhältnis zu den Erträgen weiter steigen. Modelle, bei denen der Neugeldzufluss im Vordergrund steht, verursachen zunächst höhere Kosten, da es sich dabei lediglich um ein Versprechen auf zukünftige Erträge handelt.

Die Bank hat im vergangenen Jahr die Zahl der Kundenberaterinnen und -berater netto um 95 auf 1343 erhöht. Mit der Anpassung des Modells kommt die Bank den talentiertesten Geldeinsammlern entgegen und hält sie entsprechend bei Laune. Zu der Anpassung des Bonussystems nahm ein Sprecher der Bank keine Stellung.

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