Private Banking
Bär-Präsident Romeo Lacher ist angeschlagen. Jetzt muss er zeigen, dass er die Bank rasch wieder auf Vordermann bringen kann. Eine Verkleinerung der Geschäftsleitung auf 10 Köpfe wäre ein einfacher und machbarer Schritt.
14. Februar 2024 • Beat Schmid

Retrospektiv kann man sich fragen, was die Bank geritten hat, mit René Benko Geschäfte zu machen, ihm 606 Millionen Franken zu leihen, die nur wenige Jahre später vollständig abgeschrieben werden mussten und die Bank in eine existenzielle Krise stürzten.

Retrospektiv stellt sich auch die Frage, wie sinnvoll es war, noch im Oktober die Geschäftsleitung von 10 auf 15 Mitglieder aufzustocken. Zu einem Zeitpunkt, als die Kredite des österreichischen Immobilieninvestors intern bereits ein heiss diskutiertes Thema waren.

Die Veränderungen in der Regionalstruktur sollten es ermöglichen, «näher an den Kunden und ihren Bedürfnissen zu sein und damit das Wachstum der Gruppe zu beschleunigen», begründete die Bank damals den ungewöhnlichen Schritt. Für CEO Philipp Rickenbacher war die neue Organisationsstruktur die «optimale Aufstellung, um von den Wachstumschancen in unserer Branche zu profitieren», wie er sagte.

Schwer nachvollziehbarer Entscheid

Ob Sitzungen mit einer auf 15 Personen erweiterten Geschäftsleitung tatsächlich zu schnelleren und besseren Entscheiden geführt haben, darf bezweifelt werden. Früher traf sich die Bär-GL einmal im Monat. In der erweiterten Zusammensetzung sollte dies seltener der Fall sein. Mehr Effizienz erhoffte man sich durch die Bildung von Ausschüssen.

Schon damals wurde kritisiert, dass es für den Verwaltungsrat schwieriger werden könnte, die verschiedenen Zuständigkeiten im Auge zu behalten. Wen sollen Verwaltungsräte an eine Sitzung einladen, wenn sie sich ein Bild über die Marktentwicklung in Asien machen wollen? Bei Bär gibt es in der Geschäftsleitung einen Leiter Asien und einen Leiter Emerging Markets.

Klar ist, dass die Vergrösserung der Geschäftsleitung und die damit verbundene Aufsplitterung der Verantwortlichkeiten die Machtposition von Philipp Rickenbacher gestärkt hat. Im Nachhinein ist es schwer nachvollziehbar, weshalb der Verwaltungsrat dem Wunsch des CEOs nachkam.

Viele Köpfe, aber keine CEO-Kandidaten

Kritisch könnte man auch anmerken, dass ein so grosser Talentpool an der Spitze der Bank die Suche nach CEO-Kandidaten vereinfachen sollte. Bei der Nachfolge von Philipp Rickenbacher setzt die Bank aber ausgerechnet auf externe Bewerberinnen und Bewerber. Interne werden gar nicht erst zu Gesprächen eingeladen.

Ein No-Brainer ist auch, dass eine 15-köpfige Geschäftsleitung teurer ist als eine 10-köpfige. Julius Bär schüttete rund 35 Millionen Franken an die früheren GL-Mitglieder aus, CEO Rickenbacher verdiente zwischen 6 und 7 Millionen Franken. Auf 15 Personen aufgebläht dürften es 45 Millionen Franken sein – kaum eine andere Bank zahlt mehr. Genaueres wird der Geschäftsbericht im März zeigen, wobei das vergangene Jahr ein Ausreisser sein wird, da dem CEO und fünf weiteren Mitgliedern die Boni gestrichen wurden.

Generalversammlung im Blick

Will Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher ein Zeichen setzen, könnte er die Geschäftsleitung auf eine vernünftige Grösse zurückstutzen (neben anderen Massnahmen wie das Ziehen der Clawbacks). EFG International hat neun Personen in der Geschäftsleitung. Die Konzernleitung der UBS zählte unter Ralph Hamers 12 Personen. Sergio Ermotti hat sie mit der Integration der Credit Suisse auf 16 Mitglieder erweitert.

Romeo Lacher ist angeschlagen, weil auch er die Kredite für Benko bewilligt hat. Zudem belastet ihn sein früheres Mandat als Präsident der SIX. Unter seiner Führung wurden Investitionsentscheide gefällt, die zu hohen Abschreibungen führten. Mit einer Verkleinerung der Geschäftsleitung könnte er zeigen, dass er weiterhin handlungsfähig ist. Möglicherweise könnte er damit auch den einen oder anderen kritischen Aktionär besänftigen. Die Generalversammlung findet am 11. April statt. Ein Sprecher der Bank will sich zu möglichen Änderungen nicht äussern. «Gerüchte und Spekulationen kommentieren wir nicht», sagt er.

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