Die Suche nach einem neuen CEO für Julius Bär ist in vollem Gang. Eine gehandelte Spitzenkandidatin könnte aber aus dem Rennen sein. UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse soll laut Vertrauten auf eine mögliche Kandidatur verzichten.
Finanzielle Gründe spielen dabei eine wichtige Rolle. Keller-Busse verfügt bei der UBS über hohe aufgeschobene Bonuszahlungen. Laut Geschäftsbericht 2022 besitzt die Managerin 973’150 gesperrte UBS-Aktien. Allein diese Aktien sind zum aktuellen Börsenkurs 24,3 Millionen Franken wert.
Verlässt Keller-Busse die UBS würde sie den Anspruch auf die gesperrten Aktien verlieren. Julius Bär müsste Ersatzzahlungen leisten. Die Bestimmungen von Julius Bär sehen vor, dass entgangene Bonuskomponenten durch Anteile am langfristigen Bonusprogramm der Bank ersetzt werden müssen. Dies gilt für alle neuen Konzernleitungsmitglieder.
Das wäre an sich kein Problem. Das Problem liegt aber darin, dass die Höhe dieser Ersatzleistungen nach oben begrenzt ist. Die Aktionäre müssen jedes Jahr die maximale Lohnsumme für die Konzernleitung genehmigen. Diese Summe gilt grundsätzlich auch dann, wenn ein neues Mitglied erst nach der Generalversammlung zur Bär-Gruppe stösst.
Grenze liegt bei rund 14 Millionen Franken
Es gibt jedoch eine Ausnahme. Der Geschäftsbericht hält fest: «Falls der Gesamtbetrag der von den Aktionären genehmigten fixen Vergütung für die ExB (Geschäftsleitung) nicht ausreicht, um die fixe Vergütung (einschliesslich einer allfälligen Ersatzvergütung) eines neuen Mitglieds zu decken, kann die Bank einen Zusatzbetrag gewähren.» Dieser Zusatzbetrag sei auf maximal 40 Prozent der zuletzt von den Aktionären genehmigten Gesamtvergütung für das ExB begrenzt, heisst es weiter.
Bei einer Gesamtvergütung von 35 Millionen Franken für die Geschäftsleitung könnte Julius Bär also maximal rund 14 Millionen Franken aufbringen, um Sabine Keller-Busse als CEO zu ersetzen.
Allerdings wäre das für die Managerin finanziell ein schlechter Deal: In den 14 Millionen Franken müssen auch die fixen und variablen Vergütungen für das laufende Geschäftsjahr enthalten sein. Keller-Busse würde also nicht nur 10 Millionen Franken auf ihren gesperrten Aktien verlieren, sondern insgesamt mindestens 15 Millionen. Ähnlich hoch dürften die Verluste für Iqbal Khan sein, der ebenfalls als möglicher Kandidat gehandelt wird.
Ob Keller-Busse bereit ist, dieses finanzielle Opfer für den CEO-Posten bei Julius Bär zu bringen? Das wird sich die 1965 geborene Managerin gut überlegen müssen. Vertraute sagen, dass sie es vorziehen würde, noch zwei Jahre an der Spitze der Schweiz zu bleiben, um sich dann voll auf eine Verwaltungsratskarriere zu konzentrieren. Als Verwaltungsratsmitglied von Zurich hat sie bereits ein attraktives Mandat.
Chance für Helfenstein und De Ferrari
Zwei valable CEO-Kandidaten, die keinen schweren «Bonusballast» mit sich herumschleppen müssen, sind die beiden ehemaligen CS-Geschäftsleitungsmitglieder André Helfenstein und Francesco De Ferrari. Beide sind zwar noch in der fusionierten Bank tätig, aber nicht mehr in der Konzernleitung.
Im Vergleich zu Sabine Keller-Busse wären beide ein Schnäppchen. Als De Ferrari 2022 zur CS wechselte, musste die Bank eine Ausgleichszahlung von 3,52 Millionen Franken leisten, mit einer Option auf weitere 1,67 Millionen. Zudem dürften die aufgeschobenen Aktienboni von De Ferrari und Helfenstein durch die Übernahme der UBS deutlich an Wert verloren haben. Es ist fair anzunehmen, dass die Ersatzzahlungen für diese beiden Bankmanager deutlich unterhalb der Grenze von 14 Millionen Franken liegen.