Wie wichtig das Schweizer Geschäft für die UBS ist, wurde am Wochenende auch in einem Interview mit Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher deutlich. In der «NZZ am Sonntag» (Abo) sagte er, die UBS sei «bestmöglich» auf die Transaktion vorbereitet gewesen. Als sich die UBS-Spitze am berüchtigten Mittwoch, dem 15. März, getroffen habe, sei für ihn klar gewesen, «dass wir die Kontrolle über die Entscheidung behalten müssen, was mit dem Schweizer Geschäft der Credit Suisse geschieht».
«Wir mussten sicher sein, dass uns keine wettbewerbsrechtlichen Beschränkungen auferlegt würden. Wir wollten keine Garantien für die Zukunft der Credit Suisse Schweiz abgeben. Wir wollten unsere Handlungsfreiheit behalten», sagte Kelleher. Er macht damit deutlich: Das Schweizer Geschäft der Credit Suisse war das eigentliche Asset der Transaktion.Einer der bekanntesten Bankenanalysten sieht es ähnlich. JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein bezeichnete in einer am Freitag veröffentlichten Studie das Schweizer Geschäft als die «eigentliche Cash Cow». Dem Analysten scheint nicht entgangen zu sein, dass das Personal & Corporate Banking von Sabine Keller-Busse seit der Fusion mit der CS den grössten Teil zum Gewinn beiträgt und mit Abstand die höchsten Margen erzielt.
Abouhossein zieht einen Vergleich zu Morgan Stanley, der früheren Arbeitsstätte von Colm Kelleher. Welche Bank ist besser? Geht es nach den Bankanalysten von JP Morgan, hat die Schweizer Grossbank Vorteile gegenüber ihrem US-Hauptkonkurrenten. Grund dafür ist neben dem margenträchtigen Heimmarkt das diversifiziertere Vermögensverwaltungsgeschäft und ein generell besserer Geschäftsmix.
Während beide Banken im Jahr 2027 rund 60 Prozent ihrer Erträge im Wealth Management erwirtschaften dürften, habe die Schweizer Grossbank in der Vermögensverwaltung ausserhalb der USA die Nase vorn. Zu dieser Einschätzung kommt JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein, der die Bankenszene seit vielen Jahren beobachtet. Ein Vorteil sei, dass die UBS stark auf Asien ausgerichtet sei, eine Region, die er als «Sweet Spot» bezeichnet.
Schlankere UBS-Investmentbank
Abouhossein lobt auch die schlankere Investmentbank. Im Gegensatz zu Morgan Stanley, bei der die Hälfte der risikogewichteten Aktiven auf die Investmentbank entfallen, seien es bei der UBS nur 25 Prozent. «UBS hat unserer Meinung nach einen besseren Geschäftsmix als Morgan Stanley», schreiben der Bankanalyst und sein Team in einer am Freitag veröffentlichten Studie.
Im Kerngeschäft Wealth Management ist die UBS in vielen Regionen der Welt die Nummer eins – nicht aber in den USA, dem grössten Vermögensverwaltungsmarkt der Welt. Konzernchef Sergio Ermotti hat diese Woche erneut signalisiert, dass die USA ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie der Bank sein werden. Er machte aber auch klar, dass der Aufbau von Produkten und Dienstleistungen Zeit brauche.
Eine stärkere Präsenz in den USA ist ganz im Sinne von Colm Kelleher. Er will damit das Image der UBS als europäische Bank abschütteln. Damit will er erreichen, dass die Grossbank an der Börse höher bewertet wird. Derzeit liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,1. Bei Morgan Stanley ist dieser Wert mit 1,6 deutlich höher.
Abouhossein dämpft die Erwartungen: «Wir gehen nicht davon aus, dass sich der Bewertungsabschlag der UBS gegenüber Morgan Stanley schliessen wird, aber er könnte sich verringern», schreibt er. Ausschlaggebend dafür seien unter anderem die Ertragsvorteile aus der Übernahme der Credit Suisse und das Potenzial für höhere Kapitalerträge. Entscheidend für die Bewertung an der Börse wird daher sein, ob die Integration des ehemaligen Erzrivalen gelingt.