UBS-Chef Colm Kelleher zeigt sich «ernsthaft besorgt» über die vorgeschlagenen neuen Regulierungen, die die Kapitalanforderungen deutlich erhöhen. Einen Deckzettel gab es beim Thema Millionenboni.
24. April 2024 • Beat Schmid

In seiner Rede an der Generalversammlung der UBS in der St. Jakobshalle in Basel sagte Colm Kelleher, dass der Aufbau von zusätzlichem Kapital die UBS gegenüber ihren amerikanischen und asiatischen Konkurrenten benachteiligen würde. «Lassen Sie es mich klar sagen: Wir sind ernsthaft besorgt über einige der Diskussionen im Zusammenhang mit zusätzlichen Kapitalanforderungen», sagte Kelleher. «Zusätzliches Kapital ist der falsche Weg.» Gleichzeitig hielt Kelleher am angekündigten Aktienrückkaufprogramm fest.

Der Bundesrat hatte vor zwei Wochen einen 22-Punkte-Plan vorgestellt, um die Stabilität der Schweizer Banken zu erhöhen. Die Massnahmen sehen unter anderem die Abschaffung des Eigenmittelrabatts für ausländische Tochtergesellschaften vor. Durch den Wegfall dieses Rabatts könnte bei der UBS eine Kapitallücke von 10 bis 25 Milliarden Dollar entstehen. Bundesrätin Karin Keller-Sutter nannte die Schätzungen der Analysten vergangene Woche «plausibel». Die UBS-Aktie ist seit der Ankündigung des Massnahmenpakets um 12 Prozent gefallen. Am Mittwochnachmittag liegt die Aktie 1,9 Prozent im Minus.

UBS-Chef Sergio Ermotti sagte in seiner Rede, er teile Kellehers Ansichten bezüglich der Kapitaldecke. Zudem sei er besorgt, dass der Eindruck entstehen könnte, die Bank verfüge nach der Übernahme der Credit Suisse über eine «implizite Staatsgarantie». Auch Kellerher hatte mehrfach betont, dass die UBS weder «too big to fail» sei noch über eine implizite Staatsgarantie verfüge.

«Zentraler Motor»

Der Schweizer Bankenplatz sei «ein zentraler Motor für Wachstum und Wohlstand in der Schweiz», sagte Kelleher. «Um diesen Wettbewerbsvorteil zu erhalten, ist es jedoch unabdingbar, dass unsere Regulierungspolitik für faire Wettbewerbsbedingungen sorgt.» Die Regulierung in der Schweiz müsse sich weiterhin weitgehend an globalen Standards orientieren.

Ein wichtiges Thema für viele Aktionärinnen und Aktionäre war das Salär von Sergio Ermotti, der im vergangenen Jahr für neun Monate 14,4 Millionen Franken bezog. Der Antrag des Verwaltungsrats, den Vergütungsbericht 2023 in einer Konsultativabstimmung zu genehmigen, wurde von den UBS-Aktionären mit 83,5 Prozent Ja-Stimmen angenommen – ein überraschend schlechtes Resultat. Weitere Anträge zu den Kompensationen des Managements und des Verwaltungsrats wurden mit Ja-Anteilen von 88 bis 90 Prozent angenommen.

MEHR ZUM THEMA


An der UBS-Generalversammlung wird sich fast alles um Ermottis Millionensalär drehen

Der UBS-Chef muss sich auf Prügel der Kleinaktionäre gefasst machen – doch die Grossen stehen hinter ihm.
23. April 2024

Karin Keller-Sutter lobbyiert in Washington für ihren 22-Punkte-Plan

Der Plan der Schweizer Finanzministerin zur Bändigung der UBS stösst international auf Interesse. Im Juni wird sie in Berlin erwartet.
22. April 2024

15-Milliarden-Loch: Neue Regeln könnten UBS Aktienrückkäufe verunmöglichen

Seit Bekanntgabe der Too-big-to-fail-Vorschläge hat die UBS mehr als 5 Prozent an Wert verloren. Ein Grund dafür könnte sein, dass Aktienrückkäufe schwieriger werden. Ein Research-Unternehmen schätzt den Kapitalbedarf auf 10 bis 15 Milliarden Dollar.
12. April 2024

Scharfe Kritik von Keller-Sutter am Lohn von Sergio Ermotti

Die Finanzministerin müsste bis 2054 im Amt bleiben, um so viel zu verdienen wie Sergio Ermotti in neun Monaten. In einem Land wie die Schweiz seinen solche Entschädigungen «nicht geschickt».
11. April 2024

Sergio Ermottis Salär: Sind es 14,4 Millionen oder doch eher 21,8 Millionen Franken?

Mit dem zweistelligen Millionengehalt von CEO Sergio Ermotti hat sich die UBS eine erste Angriffsfläche geschaffen. Das wird die Diskussion um die künftige Regulierung der Grossbank weiter anheizen.
8. April 2024