Es sei ein «Call of Duty» gewesen, sagte Sergio Ermotti, als er den Anruf erhielt, zur UBS zurückzukehren. Was nach selbstlosem Dienst am Vaterland klang, war in Wirklichkeit ein vergoldetes Rückkehrprogramm für den bestbezahlten Manager der Schweiz. Für einen, der für neun Monate im Amt 14,4 Millionen Franken kassierte – und damit ein kollektives Kopfschütteln in der Schweiz auslöste.
14,4 Millionen Franken. So steht es im Vergütungsbericht der Grossbank. Doch wer die Fussnoten liest, kann auch auf andere Zahlen kommen. Sergio Ermotti könnte nämlich für sein Teilzeitpensum im vergangenen Jahr über 20 Millionen Franken kassieren, wie die SonntagsZeitung ausgerechnet hat. Der Grund: In seinen mehrjährigen Bonusplänen sind Reserven zu seinen Gunsten eingebaut. Wenn Ermotti seinen Job gut macht, hat seine Entschädigung für das vergangene Jahr noch viel Luft nach oben.
Wenn Ermotti und sein Chef Colm Kelleher am Mittwoch in der Basler St. Jakobshalle vor die Aktionärinnen und Aktionäre treten, dürfte die üppige Entlöhnung des UBS-Chefs für einige giftige Voten von Kleinaktionären und Aktionärsvertretern wie Ethos oder Actares sorgen. Letztere schreibt in einer heute veröffentlichten Stellungnahme, dass bei der «CEO-Vergütung jegliches Mass verloren ging – eine krasse Fehlleistung, die schmerzlich an vergangene CS-Sünden erinnert».
Trotzdem wird die Generalversammlung alle Traktanden durchwinken, die mit den Millionensalären von Management und Verwaltungsrat zu tun haben. Dafür sorgen unter anderem die grossen Proxy Advisors Glass Lewis und ISS, die allen Anträgen des Verwaltungsrats zustimmen werden, wie sie angekündigt haben.
Volle Unterstützung erhalten Ermotti und Kelleher auch von Norges Bank Investment Management, dem zweitgrössten UBS-Aktionär nach Blackrock mit einem gemeldeten Stimmrechtsanteil von 4,79 Prozent. Der norwegische Staatsfonds bleibt seiner Linie treu und wird am Mittwoch allen Anträgen des UBS-Verwaltungsrats zustimmen, wie auf der Norges-Website nachzulesen ist. (Auch Blackrock dürfte zustimmen.)
Best Friends
Eine andere Haltung aus dem hohen Norden hätte auch überrascht. Sergio Ermotti war im März zu Gast im Podcast von Norges-Chef Nicolai Tangen. Es klang wie ein Gespräch unter alten Freunden. Der UBS-Chef nutzte die Bühne, um über die «engstirnigen» Regulatoren in Europa zu schimpfen, die den Banken auf dem alten Kontinent das Leben schwer machen würden. «Europa hat alles getan, um Banken daran zu hindern, grösser und erfolgreicher zu werden», sagte Ermotti.
An der Generalversammlung wird die UBS auch erstmals zu dem 22-Punkte-Plan des Bundesrats Stellung beziehen. Es wird erwartet, dass die sich Bank zum angekündigten Aktienrückkaufprogramm über 2 Milliarden äussern wird. Angesichts der zusätzlichen Milliarden, die die UBS aufbauen muss, ist es fraglich, ob die Grossbank das Programm wie geplant durchziehen kann.