Festgeldanlagen sind in Zeiten steigender Zinsen plötzlich wieder beliebt. Nicht nur Kundinnen und Kunden legten ihr Bargeld für einen oder mehrere Monate fest bei einer Bank an. Dafür zahlten ihnen die Institute einen ordentlichen Zins. Besonders attraktiv waren die Zinskonditionen bei der Credit Suisse.
Ein langjähriger Schweizer HNWI-Kunde der Credit Suisse sagt, dass die Bank nach dem Notverkauf an die UBS rund 0,25 Prozentpunkte mehr zahlte als die Konkurrenz. Also auch mehr als die UBS. Er investierte in verschiedenen Tranchen mehrere 100’000 Franken, beziehungsweise brachte die Gelder zurück zu seiner langjährigen Hausbank.
Die UBS und die Credit Suisse geben ihre Zinssätze für Festgeldanlagen nicht bekannt. Sie können täglich schwanken und sind verhandelbar. Im April teilte der langjährige Kundenberater dem vermögenden CS-Kunden mit, dass die Margen angepasst worden seien. Für die Bank gibt es ein Viertelprozent mehr, für ihn ein Viertel weniger. Konkret heisst das: Für ein Festgeld von 100’000 Franken für zwei Monate erhält er statt 1,23 Prozent nur noch 0,98 Prozent.
Ein Frust für die CS-Berater
Als Begründung gab der Berater an, dass die Credit Suisse die Margen an die UBS angeglichen habe. Für die Bankangestellten der CS ist das frustrierend. Für sie ist es ein weiterer Beleg dafür, dass die Credit Suisse allmählich ihre Unabhängigkeit verliert.
Für den CS-Kunden macht der Unterschied ein paar hundert Franken pro Jahr aus. Über alle Kunden hinweg sind es Millionen. Ende 2023 hatte die Bank Einlagen in der Höhe von 203 Milliarden Franken. Davon sind laut Geschäftsbericht 93 Milliarden sogenannte Time Deposits.
Laut Geschäftsbericht konnte die CS bei allgemein rückläufigen Kundeneinlagen die Festgelder im vergangenen Jahr deutlich von 79,2 Milliarden auf 92,8 Milliarden steigern. Für die Schweiz weist die CS per Ende 2023 29,2 Milliarden Festgelder aus. Eine Erhöhung der Marge um einen Viertelprozentpunkt würde das Zinsergebnis um 75 Millionen Franken verbessern. Damit ist keine Leistung verbunden, die Bank muss lediglich an der Zinsschraube drehen.
Preise für Standardprodukte wurden bereits angepasst
Eine Sprecherin der UBS schreibt auf Anfrage, dass die Zinssätze für Festgelder laufend den «Marktgegebenheiten» angepasst würden. Die Verzinsung der Produkte werde jeweils bei Vertragsabschluss festgelegt. «Sie ergibt sich aus verschiedenen Faktoren», sagt sie.
Bereits Anfang Jahr hatten UBS und Credit Suisse die Zinssätze für Standardprodukte wie Vorsorgekonto, Sparkonto, Freizügigkeitskonto, Mietzinskonto und Kontokorrent angepasst. Wie tippinpoint damals schrieb, hatten die beiden Banken noch bis Ende 2023 unterschiedliche Zinssätze. Damals teilte die Bank mit: «UBS und Credit Suisse sind unter demselben Konzerndach und bleiben in der Schweiz bis zum rechtlichen Zusammenschluss der jeweiligen Gruppengesellschaften, den wir in 2024 erwarten, selbständig. Zum jetzigen Zeitpunkt findet keine generelle Preisangleichung statt.»
Die Zusammenlegung hat noch nicht stattgefunden. Offiziell müsste also die CS-Schweiz von der UBS unabhängig sein. Geleitet wird die CS-Einheit von von André Helfenstein. Sein Counterpart bei der UBS ist Sabine Keller-Busse. Es scheint jedoch, dass die Preise zunehmend angeglichen werden, wenn auch nicht «generell». Ursprünglich war die offizielle rechtliche Fusion für den Mai geplant.