Der Wegfall der Credit Suisse ist für den Zürcher Finanzdirektor spürbar. «Ich habe schon das Gefühl, dass der Wettbewerb bei den Hypotheken weniger kompetitiv geworden ist», sagte Ernst Stocker in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger (Abo). Auch von mittelständischen Unternehmen höre er, dass sich der «Wegfall der CS negativ auf die Vergabe von Firmenkrediten» auswirke.
Tippinpoint berichtete Anfang Mai über den Fall eines Firmenkunden, dem über Nacht die Kreditkonditionen verschlechtert wurden. Die UBS habe eine um 40 Prozent höhere Zinsmarge auf der Kontokorrentkreditlinie durchgesetzt.
Keine Verschlechterung erwartet der Zürcher Finanzdirektor hingegen bei den Steuereinnahmen. Trotz des Endes der CS hofft er auf sprudelnde Steuereinnahmen aus dem Finanzsektor. Als die UBS vor über einem Jahr die CS übernahm, habe «niemand genau gewusst», wie sich die Situation entwickeln würde. «Wir hatten grosse Sorgen wegen der wegfallenden Arbeitsplätze und der ausbleibenden Steuereinnahmen. Bis jetzt sind die negativen Szenarien nicht eingetroffen. Zum Glück», sagt Stocker.
«Mit all seinen Risiken»
Trotz der Skandale der letzten Jahre – Stocker nannte auch Julius Bär als jüngstes Negativbeispiel – stehe er nach wie vor zum Finanzplatz «mit all seinen Risiken». «Ich erwarte ein untadeliges Geschäftsgebaren, denn das Bankgeschäft basiert in besonderem Mass auf Vertrauen, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden darf», sagte Stocker. «Wir sind aber gut beraten, wenn wir der Milchkuh Finanzplatz Sorge tragen. Wir profitieren alle davon.»
Er bezifferte die Wertschöpfung des Finanzplatzes im Kanton Zürich auf 26,8 Milliarden Franken. An zweiter Stelle folgt die IT-Branche mit einer Wertschöpfung von 14,7 Milliarden Franken, gefolgt von Cleantech und Life Sciences. Er glaubt nicht, dass Informatikfirmen wie Google die Banken überholen werden.
Regierungsrat Ernst Stocker tritt am 12. Juni im Rahmen einer SFI-Konferenz zum Thema Finanzplatz Schweiz, Qualität & Innovation auf.