Millionenverlust mit Spital Wetzikon
Postfinance hat im Zürcher Oberland Millionen Franken verloren. Die Post-Tochter ging grössere Risiken ein als bei einem gewöhnlichen Kredit. So wird das Kreditverbot ad absurdum geführt.
21. Oktober 2024 • Beat Schmid

Postfinance darf keine Kredite vergeben – eigentlich. Sie tut es trotzdem, wie das Beispiel des Regionalspitals Wetzikon zeigt. Das Finanzinstitut der Post gewährte dem Krankenhaus im Zürcher Oberland ein sogenanntes Schuldscheindarlehen und umschiffte damit das Postorganisationsgesetz.

Die Unterschiede zu einem klassischen Firmenkredit sind minimal – die Risiken aber viel grösser. Ein Grund ist die vorgegebene Hackordnung der Gläubiger: Im Konkursfall werden zunächst Bankkredite bedient, erst dann die Schuldscheindarlehen. Postfinance musste bereits 25 Millionen des Darlehens wertberichtigen, was den Halbjahresgewinn um 30 Prozent schmälerte. Insgesamt droht der Post-Tochter nun ein Verlust von mehr als 40 Millionen Franken auf der Position.

Besser wäre es gewesen, man hätte dem Regionalspital einen klassischen Firmenkredit gewährt. Dann wären die Postfinance-Kreditspezialisten näher am Geschehen gewesen und hätten den notleidenden Kredit besser managen können. Wahrscheinlich hätten sie dem Spital die benötigten Summen aber gar nie gewährt, weil dessen Eigenkapitalquote mit unter 10 Prozent viel zu tief lag.

Weshalb die damalige Führung der Postfinance ein derart hohes Risiko einging, ist unerklärlich. Nun muss abgeklärt werden, ob in den Anlagen der Post – mehr als 70 Milliarden Franken – weitere Klumpenrisiken schlummern. Es stellt sich auch die Frage, ob Firmenkredite vom Verbot ausgenommen werden sollen. Mit dem Verschwinden der CS haben sich die Bedingungen für viele Unternehmen verschlechtert. Ein neuer starker Player würde den Markt beleben.

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