Die Pleite des schwedischen Batterieherstellers Northvolt ist ein Debakel. Das einstige Vorzeige-Start-up hinterlässt ein Milliardenloch. Die US-Investmentbank Goldman Sachs war mit einem Anteil von 19 Prozent nach Volkswagen die zweitgröste Aktionärin von Northvolt.
Die Aktien befinden sich unter anderem in verschiedenen Privatmarktfonds und damit in den Depots der Kunden. Wie die FT Ende November berichtete (Abo), musste die Bank Northvolt-Anteile in insgesamt vier verschiedenen Fonds in Höhe von 896 Millionen Dollar abschreiben.
Für die Kunden dieser Private-Equity-Fonds ist der Verlust sehr ärgerlich. Zumal die Bank noch in diesem Jahr optimistische Prognosen abgegeben hatte, wonach die Investitionen in Northvolt das 4,29-fache des Kaufpreises wert seien und dieser Wert bis zum nächsten Jahr auf das Sechsfache steigen werde.
Private-Equity-Fonds sind ihrem Wesen nach professionellen Anlegern vorbehalten. Dazu gehören neben institutionellen Anlegern wie Pensionskassen oder Versicherungen auch sehr vermögende Privatkunden. Wie Recherchen ergaben, wurden die Fonds auch ausgewählten Kunden im Private Wealth Management von Goldman Sachs angeboten.
500 Milliarden in alternativen Anlagen
Laut zwei unabhängigen Quellen thematisierte auch Stefan Bollinger die Fonds mit vermögenden Privatkunden. Bollinger habe die Fonds «aktiv an vermögende Schweizer Privatkunden verkauft», so eine Quelle. Der Banker mit Schweizer Wurzeln ist Partner bei Goldman Sachs und derzeit noch Co-Head Private Wealth Management der Region EMEA, zu der auch die Schweiz gehört.
Das Private-Equity-Geschäft von Goldman wurde 1986 gegründet und ist Teil von Goldman Sachs Asset Management, das ein Vermögen von über 3 Billionen Dollar verwaltet, davon mehr als 500 Milliarden Dollar in alternativen Anlagen wie Private Equity.
Zwei Buyout-Fonds, West Street Capital Partners VII und West Street Capital Partners VIII, haben 407 Millionen und 346 Millionen Dollar in Northvolt investiert. Horizon Environment and Climate Solutions 1, von Goldman als erste direkte Privatmarktstrategie für Investitionen in Klima- und Umweltlösungen angepriesen, hat 116 Millionen in den Batteriehersteller investiert. Bei StoneBridge 2020, einem weiteren Fonds, sind es 27 Millionen Dollar.
Es ist nicht unüblich, dass Banken die Produkte, die sie im Asset Management entwickeln, über das Private Banking an ihre Kunden verkaufen, um die Assets in die Höhe zu treiben. Ein Sprecher von Goldman Sachs in Frankfurt lehnte eine Stellungnahme ab.
Assetbasis verdoppelt
Im Juli wurde bekannt, dass Bollinger Anfang Jahr von London nach Zürich ziehen und neuer Konzernchef von Julius Bär werden würde. Es war eine Wahl, die die Bankenwelt überraschte, da Bollinger bisher keine CEO-Erfahrung vorweisen konnte. Wie Julius Bär damals in einem Communiqué schrieb, habe Bollinger die verwalteten Vermögen bei Goldman Sachs in seinem Bereich Europa, Naher Osten und Afrika in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.
Wann genau Bollinger im neuen Jahr seine Stelle in der Schweiz antreten wird, war lange unklar. Vor wenigen Wochen bestätigte die Bank, dass er am 9. Januar anfangen wird. Er folgt auf Nic Dreckmann, der die Bank nach dem Benko-Schock und dem Sturz von Philipp Rickenbacher interimistisch geführt hatte.
Wie tippinpoint letzte Woche berichtete, gehören auch die Privatbank J. Safra Sarasin und das Family Office von Peter Spuhler zu den Investoren von Northvolt. Die Höhe des Engagements von Spuhler und Safra ist nicht bekannt.
Die Pleite von Northvolt ist ein schwerer Schlag für die europäische Industrie. Das Unternehmen gehörte zur Spitzengruppe der mit Risikokapital finanzierten Firmen in Europa. Seit seiner Gründung 2016 hat der Batteriehersteller mit Sitz in Stockholm mehr als 13 Milliarden Dollar an Eigen- und Fremdkapital eingesammelt.