Stefan Bollinger
Die Zürcher Privatbank soll sich von bis zu 10 Prozent der Belegschaft trennen. Auch das Top-Management soll verkleinert werden.
29. Januar 2025 • Beat Schmid

Am kommenden Montag wird Julius Bär die Zahlen für das zweite Halbjahr bekannt geben. Sie werden deutlich besser ausfallen als vor einem Jahr. Was niemanden überrascht, denn 2023 halbierte sich der Jahresgewinn wegen des Benko-Debakels auf 454 Millionen Franken. Am Montag werden die Augen vor allem auf den neuen CEO Stefan Bollinger gerichtet sein und auf die Massnahmen, die er ankündigen wird.



Neben einer Verkleinerung der Geschäftsleitung – derzeit sitzen 15 Personen am Tisch (tippinpoint berichtete) – soll Bollinger auch den Abbau von «Hunderten von Stellen» ankündigen, wie Bloomberg heute spekuliert. Frühere Diskussionen hätten sich um einen Abbau von 10 Prozent der Belegschaft über alle Geschäftsbereiche hinweg gedreht, in den aktuellen Gesprächen sei aber von einer niedrigeren Zahl die Rede, mutmasst die Agentur.

«Zehn Prozent bringst du immer raus», lautet ein altes Bonmot von Oswald Grübel. Im Fall der Bank Bär, die Mitte 2024 knapp 7500 Mitarbeitende beschäftigte, wäre das eine stattliche Zahl. Es ist kaum vorstellbar, dass der neue CEO seine Amtszeit mit einem drastischen Stellenabbau einläuten möchte. Möglich ist, dass die Bank kein konkretes Ziel nennt, sondern vage von weiteren Kostensenkungen spricht.

Die Kosten sind bei Bär ein Dauerthema. Als die Bank im vergangenen Herbst ihr Zwischenergebnis per Ende Oktober bekannt gab, wies sie eine Cost/Income Ratio von 71 Prozent aus, nach 69 Prozent im Gesamtjahr 2023. Vom mittelfristigen Ziel, das Kosten-Ertrags-Verhältnis bis Ende 2025 auf unter 64 Prozent zu senken, hat sich die Bank damit weiter entfernt.

Wie Anfang Woche bekannt wurde, tritt Romeo Lacher auf die nächste Generalversammlung als Verwaltungsratspräsident zurück. Damit übernimmt er mit einem Jahr Verspätung die Verantwortung für den 600-Millionen-Abschreiber im Zusammenhang mit René Benko.

Der Kreditflop stürzte die Bank in eine Vertrauenskrise, die sich auch im Aktienkurs niederschlug. Die Papiere brachen im Dezember 2023 auf unter 45 Franken ein. Erst in den letzten Tagen konnten sie wieder an das frühere Niveau anknüpfen. Am Dienstag legte Bär um 1,4 Prozent auf 63 Franken zu.

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