Ryan Nelson war Co-Leiter des Prime-Brokerage-Geschäfts der Credit Suisse in New York und damit einer der Hauptverantwortlichen für den Milliardenverlust im Zusammenhang mit dem Hedgefonds Archegos. Wenige Monate nach dem Zusammenbruch des Vehikels wurde Nelson entlassen. Später reichte er eine Klage vor einem Schiedsgericht der Financial Industry Regulatory Authority (Finra) ein.
Darin forderte er mindestens sieben Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie weitere 100 Millionen US-Dollar für Rufschädigung und entgangene zukünftige Einnahmen. Das Schiedsgericht entschied jedoch, dass die Bank nur für einen Bruchteil der geforderten Summe hafte. Die Begründung des Gremiums wurde nicht veröffentlicht.
Damit gab sich Nelson offenbar nicht zufrieden. Er klagte vor einem Bundesgericht in Manhattan, das nun erstmals Einblick in die nicht öffentlichen Details des Schiedsverfahrens gibt. Die Gerichtsunterlagen wurden am Montag veröffentlicht. Die Agentur Bloomberg hatte zuerst über den Fall berichtet.
Nelson leitete zusammen mit John Dabbs die Prime-Brokerage-Einheit in New York, die Archegos Handelskredite in Milliardenhöhe gewährte. Ein interner Bericht, den die Credit Suisse nach dem Zusammenbruch von Archegos in Auftrag gegeben hatte, stellte der Abteilung ein verheerendes Zeugnis aus.
Neben einer massiv gekürzten finanziellen Entschädigung empfahl das Schiedsgericht, die bei der Aufsichtsbehörde eingereichte Begründung für die Entlassung von Nelson anzupassen. Die neue Version lautet demnach: «Herr Nelson war einer von neun Mitarbeitern, denen im August 2021 ohne triftigen Grund gekündigt wurde, nachdem bekannt wurde, dass ein Geschäftsbereich, in dem sie verschiedene Führungspositionen innehatten, erhebliche finanzielle Verluste erlitten hatte.» Nicht bekannt ist, wie die ursprüngliche Schreiben formuliert war.
Die CS war eine der wichtigsten Banken, mit denen Bill Hwang zusammenarbeitete. Insgesamt erlitt die CS einen Verlust von rund 5 Milliarden US-Dollar. Die massiven Verluste waren einer der Hauptgründe, warum die Bank zunehmend das Vertrauen der Kunden verlor und im März 2023 selbst zusammenbrach.