Niedergang der CS
In den letzten Tagen der Credit Suisse brüteten die CS-Topmanager auf dem Bocken über einem Totalumbau der taumelnden Bank. Es war zu spät.
24. März 2025 • Beat Schmid

Am 19. März 2023 endete eine über 160-jährige Geschichte: Die einst stolze Credit Suisse wurde von der UBS übernommen. Der Abstieg der Traditionsbank war jedoch kein plötzlicher Kollaps, sondern ein schleichender Zerfall, der sich über Jahre abgezeichnet hatte. Wie das Buch «Game Over» detailliert beschreibt, gab es noch kurz vor dem Untergang ambitionierte Pläne für einen Neuanfang. Doch der Versuch, mit dem Projekt «Kilimandscharo» eine neue Struktur zu schaffen, blieb letztlich eine Illusion.

Im Innern der Credit Suisse wurde fieberhaft an einer Restrukturierung gearbeitet. Unter dem Codenamen «Kilimandscharo» sollte eine radikale Neuausrichtung erfolgen: die Schweiz mit André Helfenstein als Chef, Asien mit Edwin Low und Amerika inklusive Schwellenländer mit Francesco de Ferrari. Daneben zwei Divisionen: Die Vermögensverwaltung mit Michael Strobaek als Chef, und Mike Ebert sollte das leiten, was von der Investmentbank noch da ist, wenn Michael Klein seine First Boston herausgelöst hat. Die bisherige Führung wäre nahezu vollständig ausgetauscht worden. Doch das Vorhaben kam zu spät – die Bank hatte das Vertrauen der Kunden und Investoren bereits weitgehend verspielt.

Ein zentrales Treffen am 8. März 2023 auf dem Bocken brachte das Management zusammen, um die letzten Details der Neuausrichtung zu klären. Doch bereits hier verdichteten sich die Zeichen des nahenden Endes. Als bekannt wurde, dass die US-Börsenaufsicht SEC der CS verbot, ihren Jahresbericht zu veröffentlichen, war das ein erneuter Schock. Finanzchef Dixit Joshi versuchte die Situation herunterzuspielen, doch den meisten war klar: Ein weiterer massiver Vertrauensverlust stand bevor.

Der Bank Run und das nahende Ende

Die Krise verschärfte sich in den folgenden Tagen dramatisch. Die Pleite der Silicon Valley Bank am 10. März versetzte die Märkte in Panik, und das ohnehin wackelige Vertrauen in die Credit Suisse begann vollends zu bröckeln. Zwar versuchte CEO Ulrich Körner am 14. März noch, die Märkte zu beruhigen, indem er behauptete, Kunden würden wieder Geld zurückbringen. Doch in Wirklichkeit flossen allein am Montag 1,6 Milliarden Franken ab, am Dienstag sogar 2,7 Milliarden.

Als die Bank wenige Tage später ihren nachgebesserten Geschäftsbericht veröffentlichte, wurde das ganze Ausmass der Misere sichtbar. Die Kundenabflüsse waren nicht gestoppt, das interne Kontrollsystem war mangelhaft, und die Streitigkeiten mit der SEC dauerten bereits seit Monaten an. Die Lage eskalierte: Immer mehr Kunden zogen ihre Gelder ab, die Konkurrenz forderte Sicherheiten bei Geschäften mit der CS, und die Bank geriet an den Rand der Zahlungsunfähigkeit.

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