In Wellen taucht das Thema auf. «UBS Explores Moving HQ Unless Swiss Reduce Capital Demand», schrieb Bloomberg (Abo) in einer Meldung am Donnerstag. Führungskräfte der Bank sollen das Thema ernsthaft diskutieren, legten der Tages-Anzeiger und andere Medien nach. Dass die grösste Bank Wegzugsszenarien prüft, ist nicht neu. Unbestritten ist auch, dass die geplanten Kapitalvorschriften die Bank teuer zu stehen kommen.
Müsste die UBS 20 bis 25 Milliarden Dollar zusätzliches Eigenkapital aufnehmen, würde dies bei Kapitalkosten von 10 Prozent zusätzliche Belastungen von zwei bis drei Milliarden Dollar auslösen, die auf den Gewinn drücken würden. Die UBS will diese Zusatzkosten unter allen Umständen vermeiden und lobbyiert in Bern dagegen – allerdings mit überschaubarem Erfolg.
Finma-Chef Stefan Walter hat diese Woche in einem Interview erneut bekräftigt, dass er es ernst meine mit der Eigenkapitalunterlegung der Auslandstöchter von 100 Prozent. Er signalisierte jedoch, dass der Aufbau der Zusatzkapitalpolster schrittweise über Jahre erfolgen könnte. Der UBS scheint diese Idee nicht zu passen.
Dieses Entgegenkommen sei bei der UBS mit wenig Begeisterung aufgenommen worden, schreibt Bloomberg dazu. Eine schrittweise Einführung wäre nur geringfügig hilfreich, da Investoren dazu neigen, regulatorische Änderungen sofort nach ihrer Ankündigung einzupreisen, selbst wenn sie erst in einiger Zeit eingeführt werden.
Das dürfte der Hintergrund sein, warum die Geschichte mit der Wegzugsdrohung wieder aufgetaucht ist. Wie die Planspiele der UBS genau aussehen, darüber ist wenig bekannt. Auch Bloomberg kann im Bericht keine neuen Details liefern.
In den USA nur die Nummer 5
Wie tippinpoint bereits geschrieben hat, geht es der Bank vor allem darum, die Zusatzkosten von bis zu drei Milliarden Dollar zu vermeiden. An einem anderen Standort könnten die Kosten tiefer ausfallen. Als Alternativstandorte wurden schon Namen wie Singapur, London und New York herumgereicht.
Was wäre realistisch? Singapur würde wohl kaum infrage kommen, wie Beobachter sagen, da die Behörden keine Erfahrung mit einer global systemrelevanten Bank haben, wie es die UBS eine ist. Das Land ist mit einem BIP von 500 Milliarden deutlich kleiner als die Schweiz. Die lokal grösste Bank ist DBS, die eine Bilanzsumme von 600 Milliarden Dollar aufweist. Die Total Assets der UBS belaufen sich per Ende 2024 auf 1565 Milliarden Dollar.
London wäre bestimmt interessiert, die UBS zu akzeptieren, hört man aus Branchenkreisen. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob die UBS zu gross wäre. Im Krisenfall müssen die britischen Steuerzahler bereits für die HSBC geradestehen, deren Bilanzsumme nur leicht kleiner ist wie die gesamte Volkswirtschaft. Mit der UBS käme nochmals die Hälfte obendrauf.
Unproblematischer ist die Grösse der UBS eigentlich nur in den USA. Dort wäre die UBS dann allerdings nicht mehr der unangefochtene Platzhirsch, sondern müsste sich hinter JP Morgan, Bank of America, Citi und Wells Fargo auf Platz fünf einreihen.
Verluste im Heimmarkt
Wie eine Quelle sagt, ist eine Verlagerung mit erheblichen operationellen und regulatorischen Risiken verbunden. Der neue Regulator müsste die Bank wollen, dann müsste auch die widerspenstige Finma einem Wegzug zustimmen. Gleichzeitig würde diese weiterhin die Regeln im Heimmarkt bestimmen, wo die UBS Schweiz AG systemrelevant bleiben würde.
Entscheidend ist aber noch ein anderer Punkt: Laut einer Quelle rechnet die UBS bei einem Wegzug mit Marktanteilsverlusten im Heimmarkt. «Viele Schweizer und internationale Offshore-Kunden würden sich wohl nach einer anderen Bank umschauen.» Die UBS würde mit einem Wegzug ihren Heimmarkt schwächen – ausgerechnet den Bereich, in dem die Bank die besten Margen erzielt und fast jeden zweiten Franken verdient.
Diese Verluste müsste sie in anderen Märkten kompensieren. In den USA ist die Bank daran, Lizenzen zu erwerben, um mehr Retailgeschäfte anbieten zu können – was sie bisher nicht kann und was ein Grund ist, warum sie auf dem grössten Wealthmarkt der Welt nicht vom Fleck kommt. Doch dieser Prozess dauert Jahre.
Klar ist: So verlockend ein Wegzug auch sein mag, gratis bekommt man ihn nicht. Deshalb verlegen Banken ihren Sitz auch sehr selten. Dass sie damit drohen, kommt hingegen recht oft vor. HSBC drohte einst, den Sitz wieder nach Hongkong zu zurückzuverlagern. Sie beliess es bei einer Drohung.