
Es ist wohl das erste Mal, dass eine Topmanagerin der kollabierten CS juristisch belangt wird. Warner sass in der Konzernleitung und war verantwortlich für Compliance und Risikomanagement. Die Strafverfügung des Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) bezieht sich auf eine Zahlung von 7,9 Millionen Dollar, die 2016 auf ein CS-Konto in der Schweiz einging. Diese Zahlung steht im Zusammenhang mit dem Moçambique-Skandals, bei dem zwei Milliarden Dollar für Schiffe der Küstenwache und den Thunfischfang missbraucht wurden.
Gemäss einer Recherche von «Tages-Anzeiger» und SRF Investigativ kritisiert das EFD, dass die CS trotz verdächtiger Transaktionen keine Verdachtsmeldung an die Meldestelle MROS erstattete. Warner soll bereits 2016 über Unstimmigkeiten Bescheid und sich aktiv in die internen Abklärungen involviert haben. Das EFD argumentiert, sie hätte die Meldung «proaktiv veranlassen» müssen.
Bundesanwaltschaft ermittelt ebenfalls
Warner erklärte über ihren Anwalt, sie habe keine Entscheidung zur Unterlassung der Meldung getroffen. Zudem sei die Entscheidung der Finanzmarktaufsicht Finma bereits 2016 vorgelegt und von dieser geprüft und nicht beanstandet worden. «Frau Warner wird eine gerichtliche Beurteilung beantragen und geht davon aus, dass die Anklage abgewiesen werden wird», sagt der Anwalt gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Dennoch hat die Bundesanwaltschaft im November 2023 ein Verfahren gegen sie eröffnet, das sich auch gegen eine ehemalige CS-Mitarbeiterin sowie die UBS richtet.
Der Moçambique-Skandal hatte schwere wirtschaftliche Folgen: Das Land geriet in eine tiefe Krise, das Wirtschaftswachstum halbierte sich, und Millionen Menschen rutschten in die Armut. In London wurden bereits mehrere Beteiligte verurteilt, darunter ein Ex-CS-Banker. Die CS akzeptierte Bussen von über einer halben Milliarde Dollar und erliess Schulden in Höhe von 200 Millionen Dollar.
Laut Strafverfügung zeigt Warner «keine Reue» und «verharmlost ihre Rolle». Ihre Busse dürfte angesichts eines Jahreseinkommens von 2,5 Millionen Franken vor allem rufschädigend wirken. Nach ihrem CS-Abgang 2021 wurde sie Beraterin für Regulierungsfragen in den USA.