Der Geldwäschereiskandal rund um den verstorbenen US-Milliardär Robert Brockman trifft die Genfer Privatbank Mirabaud mit voller Wucht. Nachdem die Finanzmarktaufsicht Finma bereits im Herbst 2024 gravierende organisatorische Mängel festgestellt hatte, folgt nun der nächste Rückschlag: Die Genfer Staatsanwaltschaft hat im Rahmen einer Strafverfügung eine Busse von einer Million Franken verhängt.
Zusätzlich zieht die Behörde 42,7 Millionen Franken ein. Die Summe setzt sich aus 12,7 Millionen Franken unrechtmässigen Gewinnen sowie 30 Millionen Franken aus dem Trustvermögen des Kunden zusammen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Das Geld fliesst in die Genfer Staatskasse. Die Sanktionen sind rechtskräftig.
Im Zentrum der Affäre steht die Annahme und Verwaltung von über 1,7 Milliarden Franken mutmasslich unversteuerter Vermögen, die ab dem Jahr 2010 über komplexe Offshore-Strukturen bei Mirabaud deponiert wurden. Diese Konstruktionen verschleierten den wirtschaftlich Berechtigten – Robert Brockman, einen IT-Unternehmer, der 2022 verstarb.
Mirabaud habe nach Einschätzung der Behörden nicht nur versäumt, die Herkunft der Gelder kritisch zu hinterfragen, sondern auch die Identität des tatsächlichen Eigentümers nicht korrekt überprüft. Dass die Bank auf die Aussagen eines Treuhänders vertraute – etwa beim Kauf eines Jets «für wohltätige Zwecke» – wurde ihr letztlich zum Verhängnis. Die daraus erzielten Gewinne muss sie vollständig abgeben.
Persönliche Konsequenzen für Yves Mirabaud
Auch auf personeller Ebene zieht die Staatsanwaltschaft Konsequenzen: Yves Mirabaud, langjähriger Senior-Partner und 2010 Vorsitzender des Compliance-Ausschusses, wird mit einer Geldstrafe von 250'000 Franken belegt. Ihm wird vorgeworfen, die Behörden zu spät informiert und Kontoeröffnungen für das Verschleierungskonstrukt genehmigt zu haben. Ein ehemaliger Compliance-Verantwortlicher wird mit 25'000 Franken gebüsst, der zuständige Kundenberater mit 250'000 Franken.
Ein pikanter Nebenaspekt: Der damalige Treuhänder – ein australischer Anwalt – soll 20 Millionen Dollar aus den Trusts in die eigene Tasche gesteckt haben. Dieser Vorfall brachte die gesamte Struktur erst ins Wanken und löste weitere Ermittlungen aus.
Finma: «Schwer gegen Finanzmarktrecht verstossen»
Bereits im September 2024 hatte die Finma gravierende Schwächen bei Mirabaud festgestellt. Die Aufsichtsbehörde kam im Rahmen eines Enforcementverfahrens zum Schluss, dass die Bank «schwer gegen Finanzmarktrecht verstossen» habe. Die internen Kontrollmechanismen seien ungenügend, lückenhaft und dysfunktional gewesen.
Mirabaud hatte sich erfolglos gegen die Veröffentlichung des Finma-Berichts gewehrt und unterlag vor dem Bundesgericht. Die Aufsicht verpflichtete die Bank unter anderem dazu, sämtliche Transaktionen mit erhöhten Risiken zwischen 2018 und 2022 zu überprüfen und bei Bedarf neu zu dokumentieren. Zudem soll das Vergütungssystem überarbeitet werden, um risikobewusstes Verhalten besser zu fördern.
Die Finma ordnete zudem an, dass die Bank bis zur «Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes» keine neuen Kunden mit erhöhten Geldwäschereirisiken aufnehmen darf. Darüber hinaus wurden drei separate Verfahren gegen natürliche Personen eröffnet – mutmasslich jene, die nun sanktioniert wurden.
Von den USA bisher verschont
Trotz der Schwere des Falls blieb Mirabaud bislang von rechtlichen Konsequenzen in den USA verschont. Nach Brockmans Tod erzielte dessen Familie eine Einigung mit den US-Behörden. In den Vereinigten Staaten gilt der Fall dennoch als einer der grössten Steuerskandale der Geschichte.
Für Mirabaud bedeutet die Affäre eine massive Belastung. Yves Mirabaud trat Ende 2024 als geschäftsführender Senior-Partner der Bank zurück. Aktuell ist er noch als einer von drei Managing-Partnern der Holdinggesellschaft Mirabaud SCA aufgeführt.