US-Kunde legte 1,7 Milliarden an
Ein schwerer Geldwäscherei-Fall erschüttert die Genfer Privatbank. Sie hat ihre Pflichten grob verletzt und gegen das Finanzmarktrecht verstossen. Rund 12 Millionen Gewinn werden beschlagnahmt.
17. September 2024 • Beat Schmid

Es ist ein Hammer, der auf die kleine Genfer Privatbank Mirabaud niedergeht. Wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) in einer Mitteilung schreibt, hat die Bank «schwer gegen Finanzmarktrecht verstossen». Die Finma eröffnete 2021 ein Enforcement gegen die Bank aufgrund von Hinweisen auf Verfehlungen im Zusammenhang mit einer «komplexen Kundenstruktur».

Diese stehe mutmasslich im Zusammenhang mit einem inzwischen verstorbenen Geschäftsmann, dem Steuerhinterziehung vorgeworfen werde, schreibt die Behörde weiter. Zur Abklärung des Sachverhalts hat die Finma einen Untersuchungsbeauftragten eingesetzt.

Mutmasslich handelt es sich bei dem ehemaligen Kunden um Robert Brockman, einem Softwaretycoon und Milliardär aus den USA, der vor zwei Jahren starb. Er soll rund zwei Milliarden Dollar vor dem US-Fiskus versteckt haben, wie das WSJ einst berichtete.

Mirabaud verwaltete für den Betroffenen bis zu 1,7 Milliarden Dollar an Vermögen. Zeitweise hätten diese Vermögen fast zehn Prozent der gesamten verwalteten Vermögen der Bank ausgemacht, teilt die Behörde weiter mit. Als Massnahme sollen «alle Kundenbeziehungen» unter Risikogesichtspunkten überprüft werden.

Auf dieser Basis müsse die Geschäftsleitung über die Weiterführung entscheiden, heisst es weiter. Zudem müsse die Bank Mirabaud alle relevanten Transaktionen mit erhöhten Risiken in den Jahren 2018 bis 2022 auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls neu dokumentieren. Zudem müsse die Bank im Vergütungssystem neue Anreize für einen angemessenen Umgang mit Risiken schaffen.

«Bis zur Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes darf die Bank keine neuen Kunden mit erhöhten Geldwäschereirisiken aufnehmen», teilt die Finma mit. Zudem hat die Finma 12,7 Millionen Franken unrechtmässig erzielte Gewinne eingezogen und drei Verfahren gegen natürliche Personen eröffnet.

Die Bank habe sich gerichtlich dagegen gewehrt, dass die Öffentlichkeit über das Verfahren informiert werde, teilte die Finma mit. Die Beschwerde sei nun vom Bundesgericht abgewiesen worden. Dies dürfte der Grund sein, weshalb die Finma erst jetzt offiziell über den Fall informiert.

MEHR ZUM THEMA


Privatbank Mirabaud streicht das Aktienresearch

Die Genfer Privatbank stellt ihr Aktienresearch ein. In Zürich sind fünf Personen betroffen. Die Bank folgt damit einem Branchentrend: Immer weniger Banken sehen einen Nutzen in dieser teuren Dienstleistung.
22. August 2024