Umwälzungen bei Mirabaud
Bei der Genfer Privatbank kommt es zu weiteren personellen Veränderungen. Diese dürften im Zusammenhang mit einem vor wenigen Monaten bekannt gewordenen Finma-Verfahren stehen.
18. Dezember 2024 • Beat Schmid

Die Genfer Privatbank hat ihren Verwaltungsrat umgebildet und einen neuen Präsidenten ernannt. Dies gab die Bank Anfang Woche in einer Medienmitteilung bekannt. «Herr Guillemot hat das Verwaltungsratspräsidium von Yves Mirabaud übernommen», schreibt die Bank, ohne das Datum der Amtsübergabe zu nennen.

Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, wurde Guillemot zusammen mit Bruno Houdmont Anfang 2024 in den Verwaltungsrat gewählt. Am 1. März wurde zudem Natacha Polli in das Gremium aufgenommen. Gemäss Handelsregistereintrag hat Yves Mirabaud bereits Mitte Mai das Präsidium niedergelegt und ist aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Warum die Bank den Wechsel an der Spitze erst jetzt bekannt gibt, teilt das Unternehmen nicht mit.

In den letzten Monaten wurde praktisch der gesamte Verwaltungsrat erneuert. Christina Anne Marie Pamberg wurde im Herbst 2023 in den Verwaltungsrat gewählt. Sie ist auch Präsidentin des Verwaltungsrats der Banque Cantonal du Jura. Einzig Lionel Aeschlimann, der langjährige Vizepräsident der Gruppe, bleibt im Amt.

Ob die Neubesetzung des Verwaltungsrates mit der im September erfolgten Sanktionierung durch die Finma zusammenhängt, lässt die Bank in ihrer Mitteilung offen. Wie Mirabaud schreibt, habe die Bank «wichtige Arbeit geleistet, um die Governance und die Kontrollfunktionen zu stärken und so die Anforderungen der Finma zu erfüllen». Natacha Polli und Christina Pamberg bilden den Prüfungs-, Risiko- und Compliance-Ausschuss des Verwaltungsrats.

Die Berner Aufsichtsbehörde wirft der Bank «schwere Verletzungen des Finanzmarktrechts» vor. Sie eröffnete 2021 ein Enforcement gegen die Bank aufgrund von Hinweisen auf Verfehlungen im Zusammenhang mit einer «komplexen Kundenstruktur». Die Finma sanktionierte die Bank wegen Verletzung von Pflichten zur Bekämpfung der Geldwäscherei und beschlagnahmte daraus resultierende Gewinne in Höhe von 12,7 Millionen Franken.

Der Geldwäschereifall steht im Zusammenhang mit einem inzwischen verstorbenen Geschäftsmann, dem Steuerhinterziehung vorgeworfen wurde. Bei dem ehemaligen Kunden handelt es sich mutmasslich um den vor zwei Jahren verstorbenen amerikanischen Software-Tycoon und Milliardär Robert Brockman. Er soll rund zwei Milliarden Dollar vor dem US-Fiskus versteckt haben, wie das WSJ einst berichtete. Zur Klärung des Sachverhalts hat die Finma einen Untersuchungsbeauftragten eingesetzt.

Yves Mirabaud gibt auch die Leitung des Teilhabergremiums ab

Ende Oktober wurde zudem bekannt, dass Yves Mirabaud auch die Führung des Teilhabergremiums abgegeben wird. Die Mirabaud-Gruppe «schlägt ein neues Kapitel in ihrer 200-jährigen Geschichte auf», schrieb die Bank damals in einer Medienmitteilung. Lionel Aeschlimann, geschäftsführender Teilhaber und CEO von Mirabaud Asset Management, wird diese Funktion übernehmen, die in den letzten Jahren stets von einem Mitglied der Familie Mirabaud ausgeübt wurde.

Per 1. Januar 2025 wird sich das Kollegium der Teilhaber der Mirabaud Gruppe aus Yves Mirabaud, Lionel Aeschlimann, Camille Vial, Nicolas Mirabaud und Thiago Frazao. Yves Mirabaud wird am 30. Juni 2025 aus dem Amt scheiden.

Aeschlimann trat 2010 in die Bank ein und wurde 2011 zum geschäftsführenden Teilhaber ernannt. Er wird künftig die verschiedenen Verwaltungsräte der Vermögensverwaltungsgesellschaften der Mirabaud Gruppe präsidieren, wie die Bank in einer Mitteilung schreibt. Da er aus dem Asset Management kommt, dürfte er kaum direkten Kontakt zur fraglichen Kundenbeziehung gehabt haben.

Das Finma-Verfahren scheint die Bank durchzuschütteln. Wie tippinpoint im Juli berichtete, stellte die Privatbank Mirabaud ihr Aktienresearch ein. Betroffen waren mehrere Analysten in Zürich und in Spanien. Unter anderem deckten die Analysten den Schweizer Markt für Small und Mid Caps ab. Im ersten Halbjahr sank der Gewinn von Mirabaud auf 10 Millionen Franken, von 19 Millionen im Vorjahr.

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