Drama um das Spital Wetzikon
170-Millionen-Franken-Anleihe soll nicht verlängert werden. Den Gläubigern droht ein Abschreiber von bis zu 70 Prozent. Tief in der Tinte sitzt Postfinance.
28. Oktober 2024 • Beat Schmid

An der Gläubigerversammlung des GZO-Spitals in Wetzikon sprachen sich 80 Prozent der Geldgeber für eine Verlängerung der Laufzeit der auslaufenden 170-Millionen-Anleihe bis 2027 aus. Das war der Vorschlag einer Gläubigergruppe um den Investor Gregor Greber. Die von ihm angeführte GZO Creditor Group hält 6,56 Prozent der Anleihe.

Die Gruppe verfehlte ihr Ziel jedoch knapp. Die Ja-Stimmen entsprachen zwar mehr als 65 Prozent des ausstehenden Nominalbetrags der Anleihe. Doch die für die Annahme notwendige Zweidrittelmehrheit wurde «hauchdünn verfehlt», teilt die Gruppe.

Hingegen wählten 81 Prozent der Gläubiger Gregor Greber als Vertreter der Anleihensgläubiger in den Verwaltungsrat. Mitentscheiden kann er nicht, sondern nur beobachten. Damit sei sichergestellt, dass die Kapitalgeber «umfassend, transparent und sachgerecht» über die aktuellen Entwicklungen bei Spital informiert werden, heisst es weiter.

Die Gruppe sprach von einem «Grossaufmasch» der Gläubiger. Nach Angaben eines anwesenden Lokaljournalisten handelte es sich bei den Gläubigern teils um Privatpersonen, teils um Finanzinstitute, Versicherungen und Pensionskassen. Es gebe einige Privatpersonen, die zumindest Teile ihrer Altersvorsorge in das Spital investiert hätten.

Einer der grössten Geldgeber des Spitals ist die bundeseigene Postfinance, die dem Spital trotz Kreditverbot insgesamt über 40 Millionen Franken in Form eines Schuldscheindarlehens gegeben hat. 25 Millionen davon hat sie bisher wertberichtigt, wie tippinpoint vor einer Woche berichtete. Das entspricht einer Wertberichtigung von rund 60 Prozent.

Wie eine aktualisierte Bilanz zeigt, beläuft sich der Schuldenberg des Spitals auf 285 Millionen Franken. Dem stehen gerade mal acht Millionen Franken Eigenkapital gegenüber. Die Eigenkapitalquote liegt damit bei mageren 2,8 Prozent.

Laut Sanierungsplan will die Spitalleitung einen umfassenden Schuldenschnitt durchführen. Dieser soll zwischen 65 und 70 Prozent liegen. Dies würde bedeuten, dass die Gläubiger noch zwischen 30 und 35 Prozent erhalten würden. Postfinance und alle anderen Geldgeber müssten also die Bewertung ihrer Position nochmals anpassen.

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