Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 haben die USA und andere westliche Staaten eine Reihe von Sanktionen gegen russische Oligarchen und deren Finanzstrukturen verhängt. Dabei gerieten auch in Liechtenstein verwaltete Stiftungen ins Fadenkreuz.
Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sind über 470 Trusts betroffen. Viele dieser Vehikel seien von ihren Stiftungsräten aufgegeben worden – aus Angst, selbst ins Visier der US-Behörden zu geraten. Diese Massenrücktritte haben weitreichende Folgen: Zahlreiche Trusts befinden sich nun in einem rechtlichen Schwebezustand, da es an handlungsfähigen Verwaltungsorganen fehlt.
Die Folge ist, dass Milliardenvermögen, darunter Immobilien, Yachten und Beteiligungen, blockiert sind. Für die USA und ihre Verbündeten stelle dies faktisch einen weiteren Hebel gegenüber Russland dar – zumindest solange die Vermögenswerte eingefroren bleiben, so die Agentur.
Liechtensteins Regierung sieht sich daher gezwungen zu reagieren. Laut einem Regierungsvertreter sollen für rund 350 dieser Trusts neue Verwalter eingesetzt werden. 40 Trusts befinden sich in Liquidation, bei weiteren 85 schlugen erste Versuche, einen Liquidator zu bestimmen, fehl.
Die Russen-Trusts sind ein schwerer Schlag gegen die liechtensteinische Stiftungsindustrie, die Vermögen in Höhe von rund 770 Milliarden Franken verwalten soll. Die grosse Zahl von Trusts mit wirtschaftlich Berechtigten russischer Herkunft steht im Kontrast zu den Bemühungen der letzten Jahre, den liechtensteinischen Finanzplatz zu modernisieren.