Sesselwechsel
Der Wechsel von Anke Bridge Haux zeigt, dass die Probleme der Bank zunehmend auf den Heimmarkt übergreifen.
1. März 2023 • Beat Schmid

Anke Bridge Haux war 15 Jahre bei der Credit Suisse. Jetzt hat sie sich entschieden, die Bank zu verlassen. Sie habe “entscheidend zum Erfolg unseres digitalen Banking-Angebotes CSX beigetragen und die Bereiche Digital Banking sowie Personal & Business Banking in den letzten drei Jahren mit Umsicht geführt und erfolgreich ausgerichtet”, sagt CS-Schweiz-Chef André Helfenstein zum Abgang seiner Kollegin.

Der Abgang dürfte Helfenstein umso mehr schmerzen, als Bridge Haux mit dem Wechsel zu LGT nicht unbedingt einen Karrieresprung vollzieht. Sie kann sich zwar am 1. November CEO von LGT Schweiz nennen. Doch die Niederlassung am Zürcher Bleicherweg ist nicht mehr direkt mit der Zentrale in Liechtenstein verbunden, sondern Teil der EMEA-Region der Fürstenbank.

Bridge Haux wird also nicht an Olivier de Perregaux, CEO von LGT Private Banking, berichten, sondern an Roland Matt, CEO Private Banking EMEA. Sie werde Einsitz in das Executive Management Board EMEA nehmen und die regionale Strategie mitgestalten, schreibt die Bank in einer Mitteilung.

Weniger Einfluss als ihr Vorgänger

LGT Private Banking wiederum ist nur ein Teil der LGT-Gruppe, die mit LGT Capital Partners auch im Asset-Management und mit Lightrock im Impact-Investing-Bereich aktiv ist.

Bridge Haux bringt Kompetenzen in die LGT-Gruppe hinein, die bislang wenig ausgeprägt waren. Insbesondere im digitalen Bereich dürfte man sich einiges von ihr erhoffen. Ab 2018 leitete sie in verschiedenen Rollen den Ausbau des digitalen Bankgeschäfts. Als Head Personal & Business Banking war sie auch zuständig für die Online-Banking-App CSX.

Der Abgang von Anke Bridge Haux kann als weiteres Zeichen gewertet werden, dass die Krise der Bank im Heimmarkt angekommen ist. Wichtige Mitarbeiter haben die Bank in den letzten Monaten verlassen. Sie gehen dabei nicht nur zu den Grossen wie UBS, Julius Bär oder ZKB. Wechsel gab es in den letzten Monaten auch zu kleinen Instituten wie der Bank Rothschild, der Schaffhauser Kantonalbank oder der Bank Zimmerberg.

Abfluss von fast 10 Milliarden in der Schweiz

Dass die Krise auch im Heimmarkt angekommen ist, zeigt sich bei den Zahlen. Im vierten Quartal schrumpften die Erträge im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Fünftel. Der Vorsteuergewinn fiel im vierten Quartal auf 259 Millionen Franken – gegenüber dem Vorjahresquartal beträgt das Minus 40 Prozent. Konkurrenzbanken wie die UBS und die ZKB konnten im letzten Jahr die Ergebnisse verbessern. Die ZKB sprengte erstmals die Marke von einer Milliarde Gewinn.

Auch bei den Geldabflüssen zeigt sich die Krise. Im vierten Quartal flossen der Bank 8,3 Milliarden Franken ab. Bereits in den Monaten zwischen Juli und September flossen der Schweiz Einheit 1,5 Milliarden ab. Macht zusammen also fast zehn Milliarden Franken.

Bei der Credit Suisse übernimmt Michael Sager, derzeit COO P&BB, per sofort interimistisch die Leitung des Geschäftsbereichs und wird Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse, die die Bank mitteilt.

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