Credit Suisse
Die Credit Suisse will mit einem horrenden Zins Kundengelder in die Bank holen. Die verzweifelte Aktion lässt die Aktie auf ein neues Allzeittief abstürzen.
2. März 2023 • Beat Schmid

Es vergehen kaum zwei Wochen, ohne dass die zweitgrösste Bank der Schweiz mit neuen Negativnachrichten aufwartet. Heute schockierte die Bank die Märkte mit einem neuen Hochzinsangebot für reiche Kunden aus Asien. Das Angebot ist dem Vernehmen nach für Neukunden gedacht. Es soll sie motivieren, Gelder bei der CS zu parkieren.

Wie Reuters berichtet, sei die Bank bereit, einen Jahreszins von 6,5 Prozent für dreimonatige Einlagen von 5 Millionen US-Dollar und mehr zu bezahlen. Für 12-Monats-Festgeld soll der Zins bis zu 7 Prozent betragen.

Das Angebot der CS liegt nicht nur deutlich über dem risikofreien Zinssatz, sondern auch 1 bis 2 Prozentpunkte über dem Zins, den Konkurrenzbanken wie UBS, Citi oder J.P. Morgan anbieten. Wie berichtet wurde, soll der Lockvogel-Zins sogar über dem Zinssatz liegen, den die Grossbank für Kredite verlangt.

Die Bank ist offenbar bereit, praktisch jeden Preis zu bezahlen, um Kundengelder in die Bank zu holen. Dafür scheint sie auch einen Verlustgeschäft in Kauf zu nehmen. Vor wenigen Wochen hatte CEO Ulrich Körner noch ausgeschlossen, Kundengelder “zu kaufen”. Das wäre “nicht sehr klug für die Zukunft", sagte er anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen im Februar.

Jetzt macht er es trotzdem. Die CS dürfte die Hoffnung daran knüpfen, die Zinssätze nach der Aktion wieder senken zu können und so Geld auf den Einlagen zu verdienen. Ob das gelingt, ist allerdings fraglich. Die Aktie der CS hat jedenfalls negativ auf die News reagiert und bis zum Handelsschluss knapp 7 Prozent verloren. Die Aktie fiel auf ein neues Rekordtief von 2 Franken und 57 Rappen.

Die CS ist einer Negativspirale gefangen

Seit letztem Sommer hat sich die Situation nochmals deutlich verschlechtert. Die neue Crew um Präsident Axel Lehmann und CEO Körner hat es nicht geschafft, die Probleme in der Investmentbank zu isolieren. Mittlerweile haben sie alle Bereiche der Bank erfasst.

Im vierten Quartal verlor die Bank Kundenvermögen im Umfang von 110,5 Milliarden Franken. Allein im Wealth Management gab es Nettoabflüsse von 92,7 Milliarden Franken.

Nachdem die CS im Vorfeld der Kapitalerhöhung im November erstmals eine Indikation über die Abflüsse bekanntgab, ging Lehmann im Dezember in die Offensive und stellte die Situation in Interviews viel zu positiv dar. Jetzt ist er deswegen ins Visier der Finma geraten.

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