Financials
Gestern rutschten die CS-Aktien wieder deutlich unter die Marke von vier Franken. Und heute müssen die Aktionäre eine milliardenschwere Kapitalerhöhung abnicken. Zeit, sich an ein kultiges Stück Textil zu erinnern.
23. November 2022 • Beat Schmid

Sie ist billig, aus Acryl und über 40 Jahren Jahre alt – SKA-Kappe der Credit Suisse. 1977 wurde sie als Werbeaktion gratis und im Losverfahren in der Schweiz verteilt. 800’000 Stück davon wurden produziert. Bald wedelte jedes Kind mit einer SKA-Kappe die Skipisten hinunter.

Noch heute kann man die blau-rot-weisse Skimütze auf Plattform wie Ricardo oder Tutti kaufen. Für ein ungebrauchtes, originalverpacktes Stück werden schon mal 100 Franken verlangt. Getragene kosten nicht viel weniger. Inzwischen gibt es auch Neuauflagen, billige Kopien der Kultkappe.

Die Inhaberaktie der Kreditanstalt kostete damals rund 400 Franken, eine Namenaktie etwa 2000 Franken. Die Kurse von damals lassen sich mit den heutigen nicht vergleichen. Der Wert der aktuell gehandelten Papiere kann bis 1989 zurückverfolgt werden. Dreimal erreichten die Titel fast 100 Franken – das war Ende der 1990er Jahre, im Herbst 2000 vor dem Platzen der Dotcom-Blase und im Sommer 2007 kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Seither geht es konstant bergab.

Seit 2006 geht es nur bergab

Gestern fielen die CS-Papiere wieder deutlich unter die Marke von vier Franken. Sie befinden sich wieder in der Gegend des historischen Tiefs. Es ist zu befürchten, dass sich daran nicht viel ändern wird. Die Aktionäre können einem Leid tun. An der heutigen (virtuellen) Generalversammlung werden sie grünes Licht für eine massive Kapitalerhöhung im Umfang von 4 Milliarden Franken geben. Wer von den bestehenden Anteilseignern überhaupt mitziehen wird, ist noch offen. Der Handel mit den Bezugsrechten startet voraussichtlich nächste Woche.

Ältere Semester werden sich zurückerinnern. Auch 1977 war ein Krisenjahr für die SKA. Damals war bekannt geworden, dass über eine Filiale in Chiasso jahrelang italienische Schwarzgelder in Milliardenhöhe nach Liechtenstein geflossen waren. Eine These lautete, findige Köpfe in den CS-Etagen hatten die legendäre Mütze erfunden, um von dem Chiasso-Skandal abzulenken.

Eine andere Version verbreitete Adolf Ogi. Nach Ansicht des früheren Sportministers war die Aktion ursprünglich seine Idee gewesen. Als damaliger Direktor des Schweizerischen Skiverbandes hatte der begnadete Netzwerker aus Kandersteg der Kreditanstalt eine Zusammenarbeit vorgeschlagen. “Sie haben es dann aber alleine gemacht”, und das habe ihn schon etwas geärgert, sagte Ogi vor vielen Jahren in einem Interview.

SKA als Bank der Zürcher Oberschicht

Doch vielleicht war es auch ganz anders. Wie die NZZ in einem Beitrag nachrecherchierte, würde ein Blick in das Buch “Von der Schweizerischen Kreditanstalt zur Credit Suisse Group – eine Bankgeschichte” die gängigen Thesen widerlegen. Darin stehe nämlich, dass die Idee für die Breitensport-Kappe bereits auf das Jahr 1976 zurückzuführen sei und von einem Mitarbeiter in der Westschweiz stamme.

Wie auch immer. Hauptsache jemand hatte die Idee, und irgendein Manager in der Reklameabteilung hatte die Gnade, sie umzusetzen. Die Kopfbedeckung war ein Geniestreich. Die Mütze half der Grossbank, das angekratzte Image wieder aufzupolieren und die Bank in breiteren Bevölkerungsschichten zu verankern. In den 1970er Jahren galt die SKA als Bank der Zürcher Oberschicht. Plötzlich wurde sie zugänglicher und sympathischer wahrgenommen.

Jetzt hätte die Bank einen Geniestreich nötiger denn je.

Obwohl die Credit Suisse dank ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erprobter Prozessen und Systemen in einigen Geschäftsbereichen brillieren könnte, wird sie als Krisenbank wahrgenommen. Als eine Bank, die von den Aktionären Milliarden holen muss, um Sünden der Vergangenheit zu korrigieren. Die Bank ist zum Symbol für die Hybris einer ganzen Generation von überbezahlten Managern geworden, die nie die Verantwortung für ihre Fehlleistungen übernommen haben.

Den schlichten, werbewirksamen Einfall mit der SKA-Mütze soll übrigens ein Mitarbeiter aus La Chaux-de-Fonds gehabt haben. Immerhin, das Logo der Grossbank prangt immer noch über der Filiale in der Neuenburger Uhrenstadt.

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