Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) strebt nach mehr Macht und Einfluss. Im Zuge des CS-Zusammenbruchs fordert sie derzeit die grösste Kompetenzerweiterung der vergangenen Jahrzehnte. Vorangetrieben wird die Neuausrichtung von Präsidentin Marlene Amstad und dem Finma-Direktor Stefan Walter.
Ein Blick auf die jüngsten Personalveränderungen zeigt jedoch: Es gelingt dem Führungsduo nur bedingt, die wichtigsten Mitarbeitenden für diesen Kurs zu gewinnen. In den letzten Monaten musste die Finma gleich drei bedeutende Abgänge hinnehmen.
Letzte Woche wurde bekannt, dass Thomas Hirschi das Amt niederlegt. Seit Februar 2022 ist er für den Geschäftsbereich Banken verantwortlich – und damit auch für die Aufsicht über systemrelevante Institute wie die UBS. Bereits Ende August wird er seinen letzten Arbeitstag haben. Er wolle sich beruflich neu orientieren, hiess es in der Mitteilung.
Ebenfalls nicht mehr an Bord ist Birgit Rutishauser, die den ebenso zentralen Bereich Versicherungen leitete. Sie hat die Finma per 30. April verlassen. Gemäss ihrem LinkedIn-Profil befindet sie sich derzeit noch in der Cooling-off-Phase und sei «Open to work», wie ihrem Eintrag ebenfalls zu entnehmen ist. 2018 wurde sie zur Leiterin des Geschäftsbereichs Versicherungen und Mitglied der Geschäftsleitung der Finma ernannt. Ein Jahr später war sie stellvertretende Direktorin.
Nach dem Rücktritt von Urban Angehrn übernahm sie interimistisch die Leitung der Behörde. Thomas Hirschi wiederum war zu jener Zeit ihr Stellvertreter. Beide dürften Ambitionen gehabt haben, die Direktion dauerhaft zu übernehmen. Doch es kam anders: Seit Frühling 2024 steht mit Stefan Walter ein früherer EZB-Mann an der Spitze der Finma.
Zwei Ad-interim-Lösungen in der Geschäfsleitung
Ein Blick auf die aktuelle Zusammensetzung der Geschäftsleitung zeigt: Zwei Positionen sind derzeit interimistisch besetzt – sowohl der Stellvertreter von Stefan Walter als auch die Leitung des Bereichs Versicherungen. Mit dem Weggang von Hirschi am 31. August dürfte eine dritte Ad-interim-Rolle hinzukommen.
Auffällig ist auch: Mit dem Abgang von Hirschi und Rutishauser sinkt die kombinierte Erfahrung der Geschäftsleitung markant. Nur eine Person im Gremium verfügt noch über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der obersten Führung der Behörde. Wäre die Finma selbst eine Bank, müsste sie sich wohl kritische Fragen zur adäquaten Besetzung der Geschäftsleitung stellen.
Auch im Verwaltungsrat kam es kürzlich zu einem überraschenden Abgang. IT-Spezialist René W. Keller hat das Gremium nach gut einem Jahr bereits wieder verlassen. Präsidentin Marlene Amstad hatte ihn mit grossen Worten angekündigt: Der Verwaltungsrat werde mit einer «internationalen Führungsperson aus dem Finanzsektor verstärkt, die mehr als fünfundzwanzig Jahre Erfahrung in der globalen Technologie- und Innovationsbereitstellung in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie mitbringt». Digitalisierung und die Anwendung neuer Technologien in der Aufsicht seien ein «strategisch wichtiges Thema» für die Finma.
Sein Rücktritt wurde Ende Juni auffallend zurückhaltend kommuniziert. In der entsprechenden Mitteilung fehlten Hinweise darauf, ob – und durch wen – der sogenannte SupTech-Bereich im Verwaltungsrat weiterhin vertreten sein wird.