Die Saudis sind nach der Kapitalerhöhung die grössten Aktionäre der Grossbank. Eine US-Nichtregierungsorganisation warnt vor dem Kronprinzen Mohammed Bin Salman.
11. Dezember 2022 • red.
"Ich warne die Schweiz davor, mit Bin Salman Geschäfte zu machen", sagt Abdullah Alaoudh in der SonntagsZeiung. Er ist der Verantwortliche für die Golfregion bei der US-Nichtregierungsorganisation Dawn. Das Kürzel steht für Democracy for the Arab World Now.
Die Organisation wurde 2018 vom saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gegründet. Wenige Monate später wurde er umgebracht, nachdem er das saudi-arabische Generalkonsulat in Istanbul betreten hatte. Dawn versucht seither, Bin Salman für den Mord an Khashoggi zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Regierung sei gefährlich, sie lasse Menschen verschwinden und töte, sagt Alaoudh. Mit den Investments im Ausland gehe es den Machthabern nur darum, die eigene Weste weisszuwaschen. Dafür nutzt der Kronprinz den Tourismus, investiert in den Profifussball oder steigt bei Firmen rund um den Globus ein.
"Bin Salman versteht, wer Geld braucht", sagt Alaoudh. Er setze das Kapital des ölreichen Staates strategisch für seine Zwecke ein. Wer sich einmal auf die Saudis einlasse, könne später nicht mehr Nein sagen, wenn sie das nächste Mal vor der Tür stehen.
Mehr als ein rein taktisches Investment
Für CS-Präsident Axel Lehmann stellt das Investment kein Problem dar. "Die Saudi National Bank ist ein Investor wie jeder andere auch. Sie sind bei 3.80 Franken eingestiegen und hoffen, dass nun unser Aktienkurs steigt", sagte er letzten Monaten in einem SRF-Interview. Es sei ein rein finanzielles Investment, das keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik der Bank habe.
Der Präsident der Saudi National Bank, Ammar AlKhudairy, sieht den Einstieg bei der Schweizer Grossbank ebenfalls als taktisches Investment, wie er
Anfang November in einem Interview sagte. Zusätzlich erhofft er sich aber auch Zugang zu fehlendem Finanzwissen.
AlKhudairy sagte, dass die Zusammenarbeit mit der CS spannende Möglichkeiten biete. Im Privatbanking, Asset Management und Investmentbanking könne er sich eine Verbreiterung des Angebots mit Hilfe der CS vorstellen. So sei denkbar, das Know-how der Schweizer Bank anzuzapfen, um die aufstrebende Mittelklasse in Saudi-Arabien besser bedienen zu können oder das Origination-und-Distribution-Geschäft auszubauen.
All diese Kooperationsmöglichkeiten erhalte seine Bank “obendrauf” zum Deal. Im Moment sei die CS-Führung zwar noch stark ausgelastet, aber in ein paar Monaten “werden wir vielleicht zusammensitzen und uns neue Initiativen auszudenken, wie wir unseren Markt besser abdecken und bedienen können”, sagte AlKhudairy.
Investiert Bin Salman auch in die CS First Boston?
Weitergehende Interessen an der CS scheint auch Kronprinz Mohammed bin Salman zu haben. Wie das Wall Street Journal letzte Woche berichtete, will er eine halbe
Milliarde Dollar in die Investmentbank der Credit Suisse investieren.
Prinz Mohammed verfolgt einen Kurs der wirtschaftlichen Expansion. So hat er die grössten Firmen Saudi-Arabiens aufgefordert, weltweit zu expandieren und so das Profil des Landes als ernsthafter Investor zu schärfen und die Wirtschaft des Ölstaates zu diversifizieren.