Für André Helfenstein ist es ein Comeback. Der einstige Leiter des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse wird Verwaltungsratspräsident der SIX – ein respektabler Posten im Swiss Banking. Das Gemeinschaftswerk der Banken setzt damit auf einen Manager, der seine Führungsfunktion bei der gescheiterten Bank bis zuletzt innehatte. Nach der Fusion mit der UBS fand sich für ihn kein Platz mehr; seine Rolle ging an Andy Kollegger über, der ebenfalls im SIX-Verwaltungsrat sitzt.
Helfensteins Laufbahn ist damit auf ein Nebengleis geraten. Seine Vorgänger haben ähnliche Verläufe erlebt: Thomas Wellauer brauchte ebenfalls Jahre für die Rückkehr, nachdem er bei der früheren Credit Suisse Group ausschied. Ähnliches gilt für Romeo Lacher, der in der Ära von Tidjane Thiam die Bank verliess.
Hinzu kommt, dass Helfenstein – ähnlich wie Wellauer – wenig vertiefte Kenntnisse über das Kerngeschäft der SIX mitbringt. Er war weder im Handel noch in den Operations tätig, also im eigentlichen Maschinenraum einer Bank. Zudem fehlt ihm das internationale Netzwerk, das in einem zunehmend konsolidierenden europäischen Markt an Bedeutung gewinnt. Die SIX besitzt die spanische Börse und pflegt enge Kooperationen mit europäischen Anbietern – das verlangt erprobte Vernetzung.
Strategisch heikle Phase
Der neue Verwaltungsratspräsident übernimmt in einer strategisch heiklen Phase. Bei der SIX läuft der Aktionärsbindungsvertrag aus. Das wird zwangsläufig zu intensiven Diskussionen über die künftige Ausrichtung führen. Eine Option ist die Aufspaltung der SIX: Systemrelevante Bereiche wie der Betrieb des Zahlungssystems SIC (Swiss Interbank Clearing) oder der Bancomaten könnten bei der SIX beziehungsweise bei den Banken bleiben.
Der Rest – also etwa Börse und Finanzdatengeschäft – könnte verkauft oder an die Börse gebracht werden – dies mit dem Ziel, die Stückkosten zu senken. Doch nicht nur die Banken müssen sich Gedanken über die Zukunft der Schweizer Finanzinfrastruktur machen. In Bern sind entsprechende Gespräche ebenfalls angelaufen. Federführend ist dabei das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, dessen Chefin Daniela Stoffel eher kritisch gegenüber Aufspaltungsideen stehen soll. Der neue SIX-Präsident braucht somit auch viel politisches Fingerspitzengefühl.

