Knall in der Vegan-Boutique
Die Food-Finanzfirma des Schweizer Vegan-Pioniers muss sparen. Ein Drittel der Belegschaft muss gehen. Blue Horizon sucht dringend nach Investoren für einen neuen Fonds.
27. Januar 2023 • Beat Schmid

General Counsel, Finanzchef, Kommunikationschef – alle wurden entlassen. Dazu weitere Angestellte des Zürcher Impact-Investors Blue Horizon, der seit einigen Monaten mit grossen Problemen kämpft. Gemäss einem Insider erhielt ein Drittel der einst über 30-köpfigen Crew ein Entlassungsschreiben.

Abgebaut wurde vor allem im Back- und Middle-Office. Als Begründung gab das Management an, dass es diese Funktionen nicht mehr brauche, da Blue Horizon seine Börsenpläne begraben habe, sagt eine Quelle.

Ein anderer Grund dürfte sein, dass das Unternehmen dringend die Kosten senken muss. Wie Tippinpoint berichtete, haben die Investoren dem Unternehmen die Verwaltung des einzigen Fonds entzogen. Nach einer langen juristischen Auseinandersetzung haben die Limited Partner die Entscheidung getroffen, den Fonds Blue Horizon I zu liquidieren. Damit fallen Gebühreneinnahmen von über 3 Millionen Franken weg. Die wichtigste Einnahmequelle für Blue Horizon versiegt.

100 Millionen in neuem Fonds

Blue Horizon ist seit mehreren Monaten dabei, einen zweiten Fonds aufzubauen. Das Ziel sind Investments in der Höhe von 500 Millionen Dollar. Die im Rahmen des First-Closing eingebrachten Commitments belaufen sich bisher nur auf 100 Millionen Dollar. Bei Management-Fees von 2 Prozent lassen sich damit Erträge von 2 Millionen Dollar pro Jahr erzielen.

Die Unternehmensführung dürfte eingesehen haben, dass dies nicht ausreicht, um die Löhne von 30 Beschäftigten zu zahlen. Zumal einige Angestellte mit enorm hohen Salären zur Food-Finanzfirma gelockt wurden. Eine Quelle nennt Fixlöhne von 500’000 bis 700’000 Franken. Zusätzlich wurden Cash-Boni bezahlt. Manche Beschäftigte bezogen die Boni in Form von Anrechten an Aktien.

Blue Horizon wird nächste Woche in Zürich eine Roadshow abhalten. Falls es dem Unternehmen nicht gelingt, in den nächsten Wochen mindestens weitere 100 Millionen aufzutreiben, dann ist das Bestehen von Blue Horizon in seiner heutigen Form gefährdet. Dann dürfte die Vegan-Spezialistin auf ein Family-Office mit vier bis fünf Leuten schrumpfen.

Gegründet wurde das Unternehmen von Roger Lienhard. Er gilt als Vegan-Guru und beteiligte sich früh an Firmen wie Beyond Meat. Das deutsche “Manager Magazin” hat ihn schon als “Extremist der New-Food-Szene” bezeichnet. Er wolle Blue Horizon zu einer Berkshire Hathaway der Lebensmittelindustrie machen, sagte er dem "Forbes Magazine". Berkshire Hathaway ist die Holdinggesellschaft von Investorenlegende Warren Buffet.

“Im Auf und Ab der alternativen Proteinmärkte”

Ein Berater von Blue Horizon will keine konkreten Zahlen zum Stellenabbau nennen. Er schreibt auf Anfrage: "Blue Horizon betreibe im Auf und Ab der alternativen Proteinmärkte ein straffes Kostenmanagement. Das Unternehmen hat seinen Personalbestand “jüngst an das Marktumfeld angepasst”.

Der Fokus des Unternehmens liege auf seiner Wachstumsstrategie, sagt er. Damit ist der sich im Aufbau befindliche Fonds gemeint. Der Berater bestätigt, dass für die neue Strategie über 100 Millionen Dollar eingenommen wurden. Das Team habe diesen Betrag “inzwischen übertroffen”. Blue Horizon sei gut ins neue Jahr gestartet.

Der Berater bleibt zuversichtlich, dass es Blue Horizon gelingt, 500 Millionen Dollar für den neuen Fonds aufzutreiben. “Wir sind optimistisch, dass wir trotz Herausforderungen im aktuellen Marktumfeld dieses Ziel in der regulären Zeit des Fundraisings überschreiten werden.”

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