Credit Suisse
Die Schwachstellen betreffen die Geschäftsjahre 2022 und 2021. Welche Verantwortung trifft den langjährigen Finanzchef David Mathers?
14. März 2023 • Beat Schmid

Für die beiden Geschäftsjahre 2021 und 2022 “waren die internen Kontrollen der Gruppe für die Finanzberichterstattung nicht wirksam”, schreibt die Credit Suisse in ihrem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht. Die Geschäftsleitung sei zum Schluss gekommen, dass unsere Offenlegungskontrollen und -verfahren “nicht wirksam waren”.

Die Bank sah sich gezwungen, die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts von letzter Woche zu verschieben, nachdem US-Aufsichtsbehörden in letzter Minute Fragen gestellt hatten. Credit Suisse macht keine Angaben darüber, ob diese Fragen inzwischen geklärt wurden. Die festgestellten wesentlichen Schwachstellen beziehen sich auf das Versäumnis, wirksame Risikobewertungen in der Jahresrechnung zu erstellen und aufrechtzuerhalten, teilte die Bank mit.

PWC, der externe Auditor der Grossbank, habe ein “negatives Prüfungsurteil über die Wirksamkeit der internen Kontrollen für die Finanzberichterstattung” der Gruppe zum 31. Dezember 2022 abgegeben, teilt die Credit Suisse weiter mit. PWC schreibt in ihrem Testat: “Nach unserer Auffassung verfügte der Konzern zum 31. Dezember 2022 nicht in allen wesentlichen Belangen über ein wirksames internes Kontrollsystem für die Finanzberichterstattung (...), da zu diesem Zeitpunkt wesentliche Schwächen im internen Kontrollsystem für die Finanzberichterstattung bestanden.”

David Mathers auch 2022 höchstbezahlter CS-Manager

Eine wesentliche Schwachstelle (material weakness) ist gemäss PWC “ein Mangel oder eine Kombination von Mängeln im internen Kontrollsystem für die Finanzberichterstattung, sodass die begründete Möglichkeit besteht, dass eine wesentliche Fehldarstellung des Jahres- oder Zwischenabschlusses nicht rechtzeitig verhindert oder aufgedeckt wird”.

Die Credit Suisse macht keine Angaben, wer verantwortlich für die Mängel ist. Bis Ende September 2022 war der Brite David Mathers während vieler Jahre Finanzchef der Grossbank. Den Vorsitz des Audit Comittees des Verwaltungsrats hat seit letztem Jahr Mirko Bianchi. Von 2020 bis 2022 leitete Richard Meddings den Prüfausschuss. Seit letztem Jahr leitet er den Risikoausschuss.

Wie aus dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, war David Mathers 2022 das bestbezahlte Geschäftsleitungsmitglied. Er, der das Unternehmen Ende September verliess, bezog 2022 insgesamt 3,89 Millionen Franken. Schon im Jahr zuvor war er der Bestbezahlte mit einem Salär von 3,98 Millionen Franken. Mathers Nachfolger ist der gebürtige Südafrikaner Dixit Joshi, der von der Deutschen Bank kam.