Neuanfang bei der UBS
Der neue UBS-Chef ist kein Visionär und auch kein Sanierer, aber er kann Vertrauen schaffen und das richtige Team für die Herkulesaufgabe zusammenstellen. Ein Kommentar.
29. März 2023 • Beat Schmid
Die UBS hat sich mit der Übernahme der CS einen Monsterjob aufgeladen. Zehn Tage nach der spektakulären Notfusion kommt es zu einer ersten Weichenstellung im Konzern. Ralph Hamers, der die UBS seit Herbst 2020 führt, wird den CEO-Posten seinem Vorgänger zurückgeben. Sergio Ermotti führte die UBS seit dem Tradingskandal in London im Jahr 2011 bis zu Hamers Antritt.
Ermotti wird eine nahezu unveränderte Bank vorfinden. Die Strategie, die er damals der UBS verpasste, ist noch heute die gleiche. Ralph Hamers versuchte zwar, mit Digitalangeboten in das sogenannte Affluent-Segment (Vermögen ab 250’000 Franken) vorzustossen. Doch die von ihm eingefädelte Milliardenübernahme von Wealthfront wurde wieder abgeblasen.
Auch die meisten Kollegen in der Geschäftsleitung kennt der Tessiner Banker bestens, beziehungsweise hat sie selbst in die Posten gehievt. Er kann also ohne Einarbeitungsverluste gleich von Tag eins an loslegen. Das wird am 5. April der Fall sein.
Ein Gespür, die richtigen Leute zu holen
Warum der Wechsel an der Spitze? Ein entscheidender Faktor dürfte das Vertrauen sein, das Ermotti in der Schweiz und international geniesst. Das wird ihm helfen, Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Monsterübernahme zu zerstreuen. Er kennt auch die Geschäftsfelder bestens, in denen UBS aktiv ist. Seine Erfahrungen als Investmentbanker an der Wall Street werden ihm auch helfen, bei der CS die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen. Er ist bestens auf dem Schweizer Finanzplatz vernetzt und pflegt gute Kontakte in die Politik. Mit dem Iren Colm Kelleher und dem Niederländer Hamers fehlte der direkte Zugang. UBS-Vizepräsident Lukas Gähwiler, der eigentlich für die Verbindung nach Bern in den Verwaltungsrat geholt wurde, verfügte nicht über das Gewicht, um auch unpopuläre Entscheide in Bern verteidigen zu können. Hingegen als Sanierer und Gestalter ist Ermotti nie aufgefallen. Er ist auch kein Visionär. Was er allerdings kann: Er hat ein Gespür dafür, die richtigen Leute in die Geschäftsleitung zu holen. Er schafft es, Teams zusammenzustellen, die einen Unterschied ausmachen können. Gut möglich, dass er in den nächsten Wochen bereits die ersten Veränderungen vornehmen wird.Die neue Megabank spielt in einer eigenen Gewichtsklasse - wird sie zu gross?
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