Risikoreiche Kredite
Die UBS streicht riskante Kredite an asiatische CS-Kunden. Treibende Kraft hinter den umstrittenen Geschäften waren Iqbal Khan und sein Mann in Singapur, Yves-Alain Sommerhalder.
2. August 2023 • Beat Schmid
UBS Wealth Management soll den Ausstieg aus Milliardenkrediten an asiatische Kunden vorantreiben. Dabei handelt es sich um reiche Kunden, die vor Jahren von der Credit Suisse an Bord geholt wurden.
Die Bank wolle den Grossteil der komplexeren und risikoreicheren strukturierten Kredite entweder abwickeln oder verkaufen, berichtete Bloomberg am Montag. Weniger komplexe Kredite, die gegen liquide Sicherheiten vergeben wurden, werde die Bank dagegen wohl behalten.
Seit der offiziellen Übernahme der CS durch die UBS im Juni hat die Bank ihr weltweites Kreditportfolio von rund 75 Milliarden Franken an vermögende Kunden unter die Lupe genommen.
Der Aufbau von Kreditpositionen erreichte 2019 seinen Höhepunkt, als die Credit Suisse in der Region Asien-Pazifik (APAC) mehr als 45 Milliarden Franken ausstehend hatte. Weltweit ist rund ein Viertel des Kreditportfolios im Wealth Management strukturiert. Die Hälfte des Portfolios besteht aus risikoärmeren Lombardkrediten. Der Rest sind vor allem Hypotheken.
Asienkredite waren CS-intern umstritten
Schon damals waren die Kreditgeschäfte mit reichen Asiaten CS-intern umstritten. So wurde zum Teil sogenanntes Single Stock Lending betrieben. Das heisst, ein Unternehmer konnte die Aktien seiner Firma belehnen, um damit an der Börse zu spekulieren. Das pushte die Neugelder und liess die Erträge sprudeln. Im Gegensatz zu Lombardkrediten sind die Risiken höher, da die hinterlegten Aktien meist illiquide und damit schwer bewertbar sind. Auch bei der Finanzierung von Flugzeugen und Schiffen ging die von Singapur aus operierende Einheit an Grenzen, die intern umstritten waren. Treibende Kraft hinter dem Kreditboom in Asien war Yves-Alain Sommerhalder, der während der Wachstumsphase in Singapur stationiert war. Er arbeitete eng mit Iqbal Khan zusammen, der bis Sommer 2019 das Wealth Management der CS leitete.
Sommerhalder arbeitete über 20 Jahre für die Credit Suisse und verliess die Grossbank Ende Oktober 2022. Zuletzt war er «Global Head Financing and Products» und «Chairman Global Trading Solutions». Er sass an der Schnittstelle zwischen Investmentbank und Vermögensverwaltung und sollte dafür sorgen, dass superreiche Kunden die passenden Angebote der CS-Investmentbank erhalten. Er gilt als enger Vertrauter von Iqbal Khan.
«Kulturfilter» für CS-Banker
Die UBS arbeitet daran, die von der Credit Suisse übernommenen Geschäfte an ihre konservativere Risikopolitik anzupassen. Sie hat angekündigt, die Investmentbank der Credit Suisse zu verkleinern und alle CS-Banker einem «Kulturfilter» zu unterziehen, um unerwünschte Praktiken auszusortieren. Ausgenommen von diesem Filter sind Iqbal Khan und Yves-Alain Sommerhalder. Khan leitet heute das Gloabal Wealth Management (GWA) der UBS. Sommerhalder sitzt in der Geschäftsleitung der mächtigen Sparte. Der Privatbanker mit Investmentbanking-Hintergrund leitet dort das ehemalige Wealth Management der CS. Heute müssen die beiden das umstrittene Kreditbuch in Asien, das sie selber aufgebaut hatten und das den Qualitätsansprüchen der UBS offensichtlich nicht entspricht, wieder herunterfahren.Bei der CS pushte Iqbal Khan Russen-Gelder - bei der UBS mag er sie nicht mehr
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