CS-Schelte des UBS-Chefs
Der UBS-Chef wettert gegen ehemalige CS-Verantwortliche und fordert härtere Strafen für fahrlässige Banker. Das ist nett. Doch warum hat er dann ausgerechnet den Pleite-Banker Ulrich Körner in die UBS-Geschäftsleitung geholt? Eine Glosse.
24. November 2023 • Beat Schmid

Die Analyse von UBS-Chef Sergio Ermotti ist messerscharf. Das Ende der CS nach mehr als einem Jahrzehnt der Skandale und Verluste beschreibt der Tessiner Banker als «langsamen, schmerzhaften Niedergang». Das «dramatische Ende» der CS sei «peinlich für den Schweizer Finanzplatz und das Image der Schweiz generell».

Wiederholte Fehler im Risikomanagement und im operativen Geschäft hätten die Glaubwürdigkeit der Bankleitung und des Verwaltungsrates untergraben, sagte er bei einem Auftritt diese Woche. Eine «ineffektive Governance» habe zu einer «übermässigen Fluktuation in wichtigen Verwaltungsrats- und Managementpositionen geführt, was die individuelle Verantwortung im gesamten Unternehmen weiter untergraben hat», so die Analyse des UBS-Chefs.

Sergio Ermotti fordert nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse mehr Kompetenzen für die Finma und ein härteres Vorgehen gegen fahrlässig handelnde Banker. «Es sollte für die Bank oder die Aufsichtsbehörde einfacher sein, gegen Personen vorzugehen, die ihre Pflichten grobfahrlässig verletzt haben», sagte er.

Sergio Ermotti sollte vor seiner eigenen Tür kehren. Er hat einen der Hauptverantwortlichen für den Kollaps der Credit Suisse in seine Geschäftsleitung geholt. Ulrich Körner, der als letzter CS-Pilot die Bank zielsicher an die Wand fuhr, wechselte direkt in die Konzernleitung der UBS und ist bald ein Jahr nach dem Zusammenbruch immer noch im Amt.

Kritische Fragen stellen sich auch zum Wealth-Management-Chef Iqbal Khan, den Ermotti 2019 zur UBS holte. Unter Khans Führung baute die Credit Suisse die Greensill-Fonds auf, die zu einem der grössten Skandale der Bankgeschichte wurden. Khans Name ist auch eng mit der Spygate-Affäre verbunden, die das Image der Bank massiv beschädigte. Und er steht auch hinter dem aggressiven Ausbau des CS-Wealth-Managements in Asien und Osteuropa, der unter anderem zur Aufnahme zahlreicher russischer Kunden führte.

Um gegen Manager vorzugehen, die eine Bank in Gefahr bringen, braucht es die Finma nicht. Eigentlich ist es eine Kernaufgabe jedes Bankchefs, ungeeignetes Personal aus der Bank zu entfernen. Oder es gar nicht erst einzustellen.

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