Zwischenergebnis
Die Bank hat in den letzten Tagen eine Wertberichtigung von über 70 Millionen Franken vorgenommen. Der Abschreiber belastet das Ergebnis. Wegen René Benko?
20. November 2023 • Beat Schmid

Vom Ziel, im Gesamtjahr einen neuen Rekordgewinn zu erzielen, muss sich Bär-CEO Philipp Rickenbacher verabschieden. Nach einer «Erhöhung der Kreditrückstellungen» im November und einem Anstieg der effektiven Steuerquote seit Jahresbeginn gehe die Gruppe «derzeit nicht davon aus, dass der Konzerngewinn 2023 das Niveau von 2022, dem zweitbesten Ergebnis der Gruppe, erreichen wird», teilte die Zürcher Privatbank mit.

Das Ergebnis wird durch eine höhere Rückstellung auf dem Kreditbuch belastet. Per 19. November 2023 hat die Gruppe Wertberichtigungen von insgesamt 82 Millionen Franken verbucht, wovon 70 Millionen nach dem 31. Oktober 2023 im Kreditportfolio der Gruppe verbucht wurden. Die Gesamtqualität des Kreditbuchs und der Bilanz bleibe «davon unbeeinträchtigt». Die Bank verfüge über ausreichende Kapazitäten, um «jegliche» Risiken aus der Geschäftstätigkeit der Gruppe aufzufangen.

In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, die Bank habe dem angeschlagenen Immobilieninvestor René Benko einen Millionenkredit gewährt. Ob der Abschreiber im Zusammenhang mit einer Benko-Position steht, ist nicht bekannt.

Zinskosten auf den Einlagen steigen

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 habe Julius Bär insgesamt eine «solide operative Dynamik» verzeichnet, wobei Nettozuflüsse das Wachstum der verwalteten Vermögen unterstützt hätten, schreibt die Bank in einer Mitteilung. Die Bank investiere zudem in künftiges Wachstum und habe in den ersten zehn Monaten netto 75 zusätzliche Kundenberaterinnen und Kundenberater eingestellt. Die Bank verfüge über eine «vielversprechende Pipeline» für weitere Neueinstellungen. Ende Oktober beschäftigte die Bank 1323 Beraterinnen und Berater.

Die verwalteten Vermögen stiegen in der Periode um 11 Milliarden oder 3 Prozent auf 435 Milliarden Franken. Den Netto-Neugeldzufluss beziffert Bär per Ende Oktober auf 10,3 Milliarden Franken. Die Bruttomarge für die ersten zehn Monate 2023 lag bei über 89 Basispunkten (Bp), eine Verbesserung gegenüber den 87 Bp für das Gesamtjahr 2022. Allerdings: Von Juli bis Oktober 2023 lag diese Kennzahl bei 83 Bp, ein Rückgang gegenüber den 93 Bp, die für das erste Halbjahr 2023 ausgewiesen wurden.

Als Gründe nennt Bär niedrigere Erträge aus Finanzinstrumenten, die auf eine spürbar geringere Kundenaktivität zurückzuführen sind, sowie leicht rückläufige Erträge aus Treasury-Swaps. Erstmals zeigen sich auch Bremsspuren im Zinsgeschäft: Von Juli bis Oktober 2023 sank der Erfolgsbeitrag aus dem Zinsgeschäft leicht gegenüber dem ersten Halbjahr 2023. Als Grund gibt die Bank höhere Kosten für Einlagen, da Kunden weiterhin bestehende Kontokorrentguthaben in Call- und Festgelder umschichteten.

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