Die Industrielle schlagen Alarm wegen des starken Frankens. Der Nationalbankchef zeigt Verständnis und spricht von einer schmerzhaften, realen Aufwertung des Franken.
24. Januar 2024 • Beat Schmid

Im Wallis musste Jordan auch zum starken Franken Stellung nehmen. Dieser habe dazu beigetragen, die Inflation in der Schweiz zu dämpfen, sei aber auch schmerzhaft für die hiesigen Unternehmen, sagte er in Brig. «Die nominale Aufwertung des Frankens hat die Inflation gesenkt», sagte Jordan. «Die reale Aufwertung war viel geringer, aber der Franken hat 2023 auch real aufgewertet. Und das tut weh, das spüren die Unternehmen.»

Jordan reagierte damit auf Alarmsignale aus der Wirtschaft. Der Branchenverband Swissmem bezeichnete die jüngste Aufwertung des Frankens als «dramatisch». Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen sei «akut gefährdet». Stadler Rail von Peter Spuhler etwa teilte mit, man plane zwar kurzfristig keine Produktionsverlagerungen ins Ausland. Angesichts der Veränderungen an der Währungsfront sei man aber gezwungen, vermehrt auf ausländische Lieferanten zurückzugreifen. Der Industriekonzern Georg Fischer erklärte kürzlich gegenüber der NZZ, der starke Franken sei ein weiterer Faktor in einem ohnehin anspruchsvollen makroökonomischen Umfeld.

Die Situation hat sich in den letzten Monaten deutlich verschärft. Noch vor einem halben Jahr hörte man weder aus der Industrie noch aus dem Tourismus Wehklagen. Der Franken war angesichts der hohen Inflationsraten in vielen Währungsräumen eher schwach. Das konnte jeder nachvollziehen, der im Ausland unterwegs war und sich über die massiv höheren Preise wunderte und beispielsweise für eine Hotelübernachtung plötzlich das Doppelte bezahlen musste.

Die letzten verfügbaren Daten zeigen, dass die Nationalbank bis September interveniert hat, um den Franken zu stärken, also Devisen verkauft hat. Nun stellt sich die Frage, ob die SNB wieder in die andere Richtung zu intervenieren beginnt und den Franken schwächt. Devisenexperten der UBS halten es für unwahrscheinlich, dass die SNB ihre Devisenkäufe wieder aufgenommen hat, um den Franken zu schwächen, schreiben sie in einer aktuellen Studie.

Der Franken hat gegenüber dem Euro kürzlich den höchsten Stand seit vielen Jahren erreicht. Die SNB hat eine gewisse Aufwertung zugelassen, um die Inflation in Schach zu halten, aber es ist nicht klar, ob die Zentralbank mit der anhaltenden Stärke der Währung zufrieden ist.

Trotz des starken Frankens glaubt Jordan nicht, dass die Schweiz in eine Rezession abrutschen wird. «Die Ökonomen sind zuversichtlich, dass es keine Rezession geben wird - und wir sind auch zuversichtlich, sonst würden wir eine prognostizieren», sagte er in Brig, «also keine Rezession, nur ein schwaches Wachstum.»

Jordan wiederholte auch frühere Aussagen, wonach die SNB davon ausgeht, dass sich die Schweizer Inflation in diesem Jahr der Obergrenze ihres Zielbandes von 2 Prozent nähert, diese Marke aber erst 2026 überschreiten wird. Die Auguren erwarten eine erste Zinssenkung der SNB im September.